Medizin
Rupturiertes Bauchaortenaneurysma: Frauen haben geringere Überlebenschancen
Freitag, 13. Mai 2022
Toronto – Frauen, die sich einer chirurgischen Reparatur eines rupturierten Bauchaortenaneurysmas unterziehen, haben sowohl perioperativ als auch im Langzeitverlauf ein höheres Sterberisiko als Männer.
Dies gilt für die offene ebenso wie für die endovaskulär Behandlung, wie die Autoren einer retrospektiven Studie in JAMA Network Open berichten (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.11336).
„Unsere Studie zeigt bedeutsame Unterschiede zwischen Frauen und Männern hinsichtlich Patientenprofil, Verfahrenscharakteristika und Outcome nach endovaskulärer oder offener Reparatur eines rupturierten Bauchaortenaneurysmas auf“, schreiben Ben Li und seine Kollegen von der Division of Vascular Surgery an der University of Toronto.
Frauen seien älter gewesen und hätten häufiger eine chronische Nierenerkrankung gehabt. Bauchaortenaneurysmen seien bei ihnen außerdem schon bei kleinerem Durchmesser rupturiert. Und nicht zuletzt sei die Angulation des Aortenhals bei ihnen häufiger ungünstig gewesen.
Die Kohortenstudie basiert auf der Datenbank der Vascular Quality Initiative, die Daten von Patienten sammelt, die sich an 796 Krankenhäusern in Nordamerika gefäßchirurgischen Eingriffen unterziehen. Eingeschlossen wurden alle Patienten, bei denen von Januar 2003 bis Dezember 2019 eine offene oder endovaskuläre Reparatur eines rupturierten Bauchaortenaneurysmas durchgeführt wurde.
Endovaskuläre und offene Operation ähnlich verteilt
Dies waren im untersuchten Zeitraum 1.160 Frauen (21,9 %) und 4.148 Männer (78,1 %). Der Anteil an endovaskulären Behandlungen war bei Frauen (56,4 %) und Männern (57,5 %) etwa gleich hoch.
Allerdings waren die Frauen mit 75,8 Jahren im Schnitt älter als die männlichen Patienten mit 71,7 Jahren. Darüber hinaus hatten sie mit höherer Wahrscheinlichkeit eine chronische Nierenerkrankung (61,9 % vs. 52,7 %). Bei den Patientinnen hatten die rupturierten Bauchaortenaneurysmen zudem einen kleinere Durchmesser (68 vs. 78 mm).
Kurzfristige und langfristige Erhöhung der Mortalität
Die Krankenhausmortalität war mit 34,4 % bei den Frauen höher. Bei den Männern betrug sie 26,6 %. Mit einer Odds Ratio von 1,44 hatten die Frauen somit ein um 44 % höheres Risiko, noch im Krankenhaus zu versterben. Diese Risikoerhöhung bleib auch nach Adjustierung um demografische, klinische und prozedurale Faktoren bestehen (aOR 1,36; p=0,002).
Auch das Überleben nach 8 Jahren war bei den Frauen niedriger. Es betrug 36,7 % im Vergleich zu 49,5 % bei den Männern. Mit einer Hazard Ratio von 1,25 hatten Frauen eine um 25 % geringere Chance, nach 8 Jahren noch am Leben zu sein.
Und dieser Unterschied blieb auch bei Stratifizierung nach endovaskulärer oder offener Reparatur erhalten. Der Überlebensunterschied war sowohl in Kanada als auch in den USA zu beobachten.
Alter und Vorerkrankungen beeinflussen das Überleben
„Die höheren Mortalitätsraten waren assoziiert mit einem höheren Alter sowie höheren Raten an chronischen Nierenerkrankungen“, schreiben die Autoren.
„Künftige Studien sollten die Gründe für diese Ungleichheiten ermitteln und untersuchen, ob es Möglichkeiten gibt, die Versorgung rupturierter Bauchaortenaneurysmen bei Frauen zu verbessern, etwa durch häufigeres Screening, eine bessere Risikostratifizierung für die Ruptur und Strategien zur Verringerung von Genderbias und Diskriminierung.“ © nec/aerzteblatt.de
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