Medizin
Nachhaltiger Fleischkonsum hat positive Effekte
Mittwoch, 11. Mai 2022
Bonn – Ein nachhaltiger Fleischkonsum hat positive Effekte auf Gesundheit, Umwelt und Klima. Um das zu erreichen sollten insbesondere Menschen in Industrienationen wie Europa, Nordamerika und Australien den Konsum von Fleisch um mindestens 75 % reduzieren.
Mehrere Meta- und auch einige randomisierte kontrollierte Studien deuten darauf hin, dass beispielsweise der Verzehr von verarbeitetem rotem Fleisch von Rind, Lamm, Schweinefleisch oder Wild, das unter anderem durch Räuchern, Pökeln oder chemischen Konservierungsstoffen haltbar gemacht wird, mit höheren Risiken für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Demenz und Malignome (z.B. Darmkrebs) verbunden ist.
Eine aktuelle Übersichtsarbeit (Annual Review of Resource Economics, 2022; DOI: 10.1146/annurev-resource-111820-032340) von Wissenschaftlern der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn wertete den aktuellen Kenntnisstand neben den gesundheitlichen Aspekten auch die Auswirkungen von Fleischkonsum auf Umwelt und Klima und Wirtschaft aus.
In der EU verzehrt jeder Bürger im Jahr etwa rund 80 Kilogramm Fleisch. „Würden alle Menschen so viel Fleisch verzehren wie die Europäer oder die Nordamerikaner, würden wir die Klimaziele weit verfehlen, und viele Ökosysteme würden kollabieren. Wir müssen unseren Konsum daher deutlich senken, idealerweise auf 20 Kilogramm oder weniger jährlich, um einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten“, betonte Studienautor Prof. Dr. Matin Qaim vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn.
Obwohl eine vegetarische Ernährung zunehmend an Popularität gewinnt, ist europaweit kein Rückgang des Fleischkonsums zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund wäre es für die Studienautoren eine Option zum Beispiel über höhere Steuern auf tierische Lebensmittel nachzudenken.
„Das ist sicher unpopulär, zumal es mit einem 10- oder 20-prozentigen Aufschlag wahrscheinlich nicht getan wäre, falls er eine Lenkungswirkung entfalten soll. Fleisch verursacht jedoch hohe Umweltkosten, die sich in den aktuellen Preisen nicht widerspiegeln. Es wäre durchaus sinnvoll und gerecht, Konsumenten stärker an diesen Kosten zu beteiligen“, empfahl Qualm.
Die Autoren der Übersichtarbeit fordern zudem, dass das Thema „nachhaltiger Konsum“ verstärkt zum Beispiel in der Schule gelehrt wird. „Wir müssen sensibler für die globalen Auswirkungen unserer Entscheidungen werden. Das gilt nicht nur beim Essen, sondern auch für das T-Shirt, das wir beim Discounter kaufen, um es einen einzigen Abend auf einer Party zu tragen“, veranschaulichte Qualm.
Jüngste Fortschritte bei neuartigen Lebensmitteltechnologien geben auch Hoffnung auf nachhaltigere Lösungen. Aktuelle Modellberechnungen (Nature Food, 2022; DOI: 10.1038/s43016-022-00489-9) zur Reduktion von Treibhausgasen, des Wasserverbrauchs und der Landnutzung in Europa durch den Ersatz von tierischen Lebensmitteln durch neuartige, pflanzliche bzw. fleischlose Alternativen weisen auf ein großes Nachhaltigkeitspotenzial hin.
Demnach könnte der Ersatz von Lebensmitteln tierischen Ursprungs durch neuartige Alternativen und machbare Konsumbeschränkungen von Fleisch negative Auswirkungen auf die Umwelt um bis zu 80 % reduzieren. © cw/aerzteblatt.de
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