Politik
Heilkundeübertragung und Stimmrecht für Pflege auf der Agenda
Mittwoch, 11. Mai 2022
Berlin – Erst Anfang Mai hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seinen Fahrplan für Reformen im laufenden Jahr vorgestellt. Die aktuelle Arbeitsplanung ausgewählter politischer Schwerpunkte aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht nun zwei zusätzliche Vorhaben vor.
Auf der Agenda des Papiers, das dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt, steht die Vorbereitung von Eckpunkten für einen Einstieg in Reformen der Physiotherapie-, Ergotherapie- und Logopädie-Ausbildung. Eckpunkte sollen zudem für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflege vorgelegt werden.
Diese sollen ein neues Berufsbild „Community Health Nurse“, eine Harmonisierung der Pflegeassistenzberufe und die Heilkundeübertragung auf Pflegekräfte umfassen. Ebenso angegangen werden soll die Frage von Mitsprachemöglichkeiten der Pflege und anderer Berufe des Gesundheitswesens im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).
Das Mitspracherecht im G-BA hatte in den vergangenen Tagen zu Verstimmungen bei Pflegeverbänden geführt. Hintergrund waren Aussagen von G-BA-Chef Josef Hecken. Der unparteiische Vorsitzende hatte sich gegen ein Stimmrecht für die Pflege ausgesprochen. Das war in der Pflege auf Kritik gestoßen.
Der G-BA sah sich nach der Kritik zu einer Klarstellung genötigt. Aus Sicht von Hecken würden die bisherigen Konfliktlösungsmechanismen nicht mehr greifen und ohne einen solchen Mechanismus wachse die Gefahr von interessengeleiteten Entscheidungen mit schwer kalkulierbaren finanzpolitischen Effekten, stellte der G-BA klar.
Auf dem Gesundheitskongress des Westens hatte Hecken – laut G-BA – bezogen auf alle Gesundheitsberufe und ohne eine bestimmte Gruppe herauszugreifen gesagt: „Wenn ich ,Stimme' sage, meine ich nicht automatisch Stimmrecht, sondern möglicherweise abgestuft ein Mitberatungsrecht – damit sie in die Beratungen ihre legitimen Interessen einbringen können.“
„Was wir nicht machen dürfen, und das ist die Angst, die ich beim Koalitionsvertrag habe: Dem Glauben oder Irrglauben aufzusitzen, wir machen nur eine große Schülermitverantwortung, in der möglichst viele möglichst gut gelaunt zusammensitzen und versuchen dann, Gesundheit am besten noch regional zu gestalten und dann wird die Welt gut.“
Hecken betonte, der G-BA müsse das System für 73 Millionen Versicherte am Laufen halten – also die Balance zwischen Kosten und guten Leistungen finden und nicht interessengetriggert Beschlüsse fassen. Diese Aufgabe sei mitzudenken, wenn darüber geredet werde, wer im G-BA sitze, wer abstimme. Aus seiner Sicht muss es klare Mehrheitsverhältnisse und mehr Mitspracherechte geben, aber es darf damit nicht die Entscheidungsfindung beeinträchtigt werden.
Die Ampelregierung aus SPD, FDP und Grünen hat eine Reform des G-BA im Koalitionsvertrag verankert. Damit wolle man die Entscheidungen der Selbstverwaltung beschleunigen, die Patientenvertretung stärken sowie der Pflege und anderen Gesundheitsberufen weitere Mitsprachemöglichkeiten einräumen, sobald sie betroffen seien. © may/aerzteblatt.de

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