Medizin
Wärmere Temperaturen könnten Hypoglykämierisiko bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes erhöhen
Mittwoch, 25. Mai 2022
Berlin – Die Außentemperatur könnte Einfluss auf die Zeit haben, die Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes im hypoglykämischen Glukosebereich verbringen. Das zeige eine Auswertung des DPV-Registers, wie Stefanie Lanzinger vom Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie der Universität Ulm beim Diabetes Kongress 2022 in Berlin berichte (Abstract FV 09).
Im DPV-Register werden seit 1995 individuelle Patientendaten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Diabetes erfasst. Die Forschungsgruppe um Lanzinger untersuchte die Daten von 1.576 Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, die einen kontinuierlich messenden Glukosesensor trugen und für die für das Jahr 2020 Informationen zu Glukosetagesverläufen vorlagen.
Die Kinder und Jugendlichen mussten bei Erkrankungsbeginn außerdem mindestens 6 Monate alt gewesen sein und sie mussten zum Zeitpunkt der Studie seit mindestens 1 Jahr an Diabetes erkrankt sein.
Vergleich mit Temperaturen von 78 Messstationen in Deutschland
Anhand der Postleitzahl führten die Forschenden die Glukosetagesverläufe mit den Temperaturtagesmittelwerten von 78 Messstationen in Deutschland aus dem Jahr 2020 zusammen. Anschließend untersuchten sie den Zusammenhang zwischen dem Anteil der Zeit in bestimmten Glukosebereichen und einem Anstieg des Temperaturtagesmittelwertes um 1°C.
Die Ergebnisse wurden unter anderem um den Wochentag und die Jahreszeit adjustiert. Auch widerholte Messungen berücksichtigten Lanzinger und ihre Kollegen. Als Hypoglykämien waren Glukosewerte unter 54 mg/dl und unter 70 mg/dl definiert.
Mehr Hypoglykämien, weniger Hyperglykämien?
Tatsächlich fanden die Forschenden eine Assoziation zwischen höheren Temperaturen und einem erhöhten Hypoglykämierisiko.
„Bei einem Anstieg des Temperaturtagesmittelwertes um 1°C stieg der Anteil der Zeit mit Glukosewerten unter 54 mg/dl um 0,9 % und mit Glukosewerten unter 70 mg/dl um 0,8 %“, berichtete Lanzinger. Die im hyperglykämischen Glukosebereich verbrachte Zeit habe sich dagegen bei einem Temperaturanstieg reduziert, ergänzte sie.
Meteorologische Einflüsse könnten zunehmend relevant werden
Die Veränderung der Zeit in bestimmten Glukosebereichen in Zusammenhang mit Tag-zu-Tag-Veränderungen der Außentemperatur seien gering, aber statistisch signifikant gewesen, schlussfolgerte Lanzinger.
Lanzingers Fazit: „In Zeiten zunehmender Temperaturschwankungen könnten meteorologische Einflüsse auf die Glukosetagesverläufe zunehmend klinisch relevant werden.“ © nec/aerzteblatt.de
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