Medizin
Subjektive Gedächtnisstörung plus Biomarkerwert signalisiert Alzheimer frühzeitig
Freitag, 27. Mai 2022
Köln – Subjektive Gedächtnisstörungen in Verbindung mit auffälligen Werten des Eiweißstoffes Beta-Amyloid im Liquor weisen auf eine sich entwickelnde Alzheimererkrankung hin.
Das berichtet eine Arbeitsgruppe des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) im Fachmagazin Alzheimer’s & Dementia (2022; DOI: 10.1002/alz.12674).
Die Forscher um Frank Jessen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Köln, untersuchten in ihrer Arbeit die Bedeutung der „subjektiven kognitiven Beeinträchtigung“ (Subjective Cognitive Decline, SCD).
„Die Betroffenen berichten über kognitive Probleme, die sie ernsthaft beunruhigen, die mit den heutigen Verfahren allerdings nicht messbar sind“, erläutert Jessen.
In der Arbeit berichtet die Gruppe über eine Langzeitstudie des DZNE namens DELCODE, die bundesweit 10 Studienzentren umfasst und an der mehrere Universitätskliniken mitwirken.
In diesem Rahmen wird seit einigen Jahren die kognitive Leistungsfähigkeit von fast 1.000 älteren Frauen und Männern jährlich erfasst. Dies geschieht mittels etablierter neuropsychologischer Testverfahren. Von vielen Studienteilnehmenden wird zusätzlich der Liquor analysiert und mittels Magnetresonanztomografie (MRT) das Hirnvolumen gemessen.
Die Forschungsgruppe werteten nun Messreihen der einzelnen Probanden aus, wobei die Datensätze jeweils einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren umfassten.
Eine wichtige Rolle spielte der Eiweißstoff Beta-Amyloid, der sich im Zuge einer Alzheimererkrankung im Gehirn ansammelt. Dieser Anstieg ist im Liquor nachweisbar.
„Die Ablagerung von Beta-Amyloid ist ebenso wie SCD ein Risikofaktor für Alzheimer. Für sich betrachtet sind beide Phänomene allerdings kein eindeutiger Indikator für eine Erkrankung“, erläutert Jessen.
Ein anderes Bild ergebe sich aber, wenn man beide Phänomene zusammen und über längere Dauer betrachte: Während des Studienzeitraums entwickelten einige Probanden aus der SCD-Gruppe und auch einige aus der Kontrollgruppe messbare kognitive Defizite.
Besonders deutlich war diese Entwicklung bei amyloidpositiven Personen mit anfänglichem SCD. Im Vergleich dazu war der kognitive Abbau bei den nur amyloidpositiven Probanden der Kontrollgruppe im Durchschnitt gesehen weitaus geringer.
Unterschiede zeigten auch die MRT-Daten des Gehirns: Der Hippocampus war bei amyloidpositiven Personen mit SCD im Allgemeinen kleiner als bei den amyloidpositiven Probanden der Kontrollgruppe ohne SCD.
„Zählt man alle Befunde zusammen, inklusive der Daten jener Probanden, die bereits zu Studienbeginn messbare kognitive Defizite aufwiesen, dann sehen wir die Kombination von SCD und Amyloidpositivstatus als starken Indikator für eine Alzheimererkrankung im Frühstadium“, so Jessens Fazit. © hil/aerzteblatt.de
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