Medizin
Metformin bei Brustkrebs enttäuscht Erwartungen
Mittwoch, 25. Mai 2022
Toronto – Eine 5-jährige Behandlung mit Metformin hat bei Brustkrebspatientinnen ohne Diabetes nicht zu der erhofften Verlängerung des krankheitsfreien Überlebens geführt, wie die Endergebnisse einer randomisierten Studie an mehr als 2.500 Patientinnen im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA, 2022; DOI: 10.1001/jama.2022.6147) ergeben hat.
Frauen mit einem Typ-2-Diabetes haben im Fall einer Brustkrebserkrankung eine schlechtere Prognose als stoffwechselgesunde Patientinnen. In einer Reihe von Beobachtungsstudien war zudem aufgefallen, dass die Behandlung des Typ-2-Diabetes mit Metformin zu besseren Ergebnissen führt.
In einer Metaanalyse, die 11 Studien zusammenfasste, war das Sterberisiko sogar um 65 % niedriger, wenn der Diabetes mit Metformin behandelt wurde (Oncologist, 2015; DOI: 10.1634/theoncologist.2015-0096).
Abgesehen davon, dass Beobachtungsstudien eine Wirkung nicht belegen können, blieb unklar, ob der Effekt auf die Verbesserung des Stoffwechsels zurückzuführen war, oder ob Metformin eine direkte krebshemmende Wirkung haben könnte.
Diese Möglichkeit wurde seit 2010 in einer randomisierten kontrollierten Studie untersucht, an der in Nordamerika, Großbritannien und der Schweiz 3.643 Frauen teilnahmen, die an Brustkrebs im Stadium T1-3 N0-3 erkrankt waren, bei denen das Risiko auf ein Rezidiv erhöht ist.
Die Patientinnen, die alle nicht an einem Typ-2-Diabetes litten, wurden nach Operation und Abschluss von Chemo- und/oder Radiotherapie auf die 2 Mal tägliche Einnahme von 850 mg Metformin oder Placebo randomisiert.
Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben nach 5 Jahren. Die Behandlung wurde bei Frauen mit rezeptorpositivem Mammakarzinom parallel zur Hormontherapie durchgeführt, die 87,8 % der Patientinnen in dieser Gruppe erhielten.
Insgesamt 1.116 Frauen waren rezeptornegativ. In dieser Gruppe hatte sich bereits bei einer Zwischenauswertung im Jahr 2016 gezeigt, dass Metformin ohne Vorteile ist. Dieser Arm der Studie wurde daraufhin vorzeitig beendet. Die 2.533 Patientinnen mit rezeptorpositiven Tumoren führten die Behandlung bis zum Ende durch.
Die jetzt von Pamela Goodwin von Sinai Health System in Toronto und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass Metformin auch bei den Frauen mit rezeptorpositivem Mammakarzinom ohne Vorteile ist.
Nach einer medianen Nachbeobachtung von 96,2 Monaten kam es bei 465 Patientinnen zu einem Lokalrezidiv oder zu Fernmetastasen (oder einem erneuten Brustkrebs) oder zum Tod der Patientin. Die Inzidenz betrug in der Metformingruppe 2,78 pro 100 Patientenjahre gegenüber 2,74 pro 100 Patientenjahre in der Placebogruppe.
Die Hazard Ratio betrug 1,01, und bei einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,84 bis 1,21 war es sehr unwahrscheinlich, dass ein größerer Vorteil (oder auch Nachteil) der Behandlung übersehen wurde. Das gleiche gilt für die Mortalität (Hazard Ratio 1,10; 0,86-1,41). Aus Sicht der Autoren gibt es deshalb für Frauen ohne Diabetes keinen Grund für eine Behandlung mit Metformin.
Eine gewisse Hoffnung besteht noch für Frauen mit einem ERBB2-positiven Mammakarzinom. Die Behandlung mit Metformin (zusätzlich zu Trastuzumab) verbesserte hier signifikant das krankheitsfreie Überleben (Hazard Ratio 0,64; 0,43-0,95) und auch das Gesamtüberleben (Hazard Ratio 0,54; 0,30-0,98).
Dies ist allerdings das Ergebnis einer nachträglichen explorativen Analyse, die aus statistischen Gründen keine Beweiskraft hat. Die Hypothese müsste noch in einer weiteren randomisierten Studie untersucht werden. © rme/aerzteblatt.de
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