Medizin
Cannabidiol in Studie ohne Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit
Mittwoch, 1. Juni 2022
Sydney – Der Wirkstoff Cannabidiol, der anders als die Droge THC frei von einer euphorisierenden Wirkung ist, hatte in einer randomisierten Studie keine negativen Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit oder andere kognitive Leistungen, wie die jetzt im Journal of Psychopharmacology (2022; DOI: 10.1177/02698811221095356) vorgestellten Ergebnisse zeigen.
Dem aus der Hanfpflanze extrahierten Cannabidiol werden zahlreiche entkrampfende, entzündungshemmende, angstlösende und antiemetische Wirkungen zugeschrieben. In Deutschland ist eine orale Zubereitung nur zur Behandlung von Krampfanfällen bei 3 seltenen Erkrankungen (Lennox-Gastaut-Syndrom), Dravet-Syndrom und tuberöse Sklerose (TSC). Der Wirkstoff ist auch in einem Hanfextrakt enthalten, das in Form eines Spray zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Spastiken bei Multipler Sklerose zugelassen ist. In der Realität dürfte Cannabidiol häufiger eingesetzt werden, da es auch als Nahrungsergänzungsmittel im Handel ist.
Obwohl Cannabidiol frei von der euphorisierenden Wirkung der THC-Droge ist, bestehen Zweifel hinsichtlich der Verkehrstüchtigkeit. Die „Lambert Initiative for Cannabinoid Therapeutics“ an der Universität Sydney hat die Auswirkungen der oralen Zubereitung erstmals in einer randomisierten Studie untersucht.
Insgesamt 17 gesunde Erwachsene absolvierten in einem doppelblinden Crossover-Design insgesamt 4 Behandlungssitzungen, in denen sie nach der Einnahme von Placebos oder 15, 300 beziehungsweise 1.500 mg Cannabidiol an einem Simulator Fahrtests absolvierten und an kognitiven Tests teilnahmen. Diese Mengen stellen häufige Dosierungen für Erwachsene dar. In Australien sind bis zu 150 mg/Tag rezeptfrei. Bei Erkrankungen wie Epilepsie, Schmerzen, Schlafstörungen und Angstzuständen werden bis zu 1.500 mg/Tag verordnet.
Die Fahrtests wurden einmal 45 bis 75 Minuten nach der Einnahme durchgeführt und nach 210 bis 240 Minuten wiederholt, wenn Cannabidiol nach oraler Einnahme erfahrungsgemäß die höchste Plasmakonzentration erreicht hat.
Die Teilnehmer mussten einmal einem Auto folgen, das häufig seine Geschwindigkeit veränderte. Das andere Mal waren sie allein auf der Straße. In beiden Situationen wird gemessen, ob sie in der Fahrspur bleiben („standard deviation of lateral position“, SDLP).
Wie Danielle McCartney und Mitarbeiter berichten, kam es auch unter der höchsten Dosierung zu keinen Abweichungen der SDLP. Die Teilnehmer zeigten in den kognitiven Tests keine Schwächen. Sie gaben keine euphorisierende Wirkung an und waren auch nicht in der Lage zu erkennen, ob sie den Wirkstoff oder Placebo erhalten hatten.
Aus Sicht der Forscherin gibt es keinen Grund für die Patienten, auf die Teilnahme am Straßenverkehr zu verzichten. Sie rät allerdings zur Vorsicht bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Medikamente.
Cannabidiol wird von den P450-Enzymen in der Leber abgebaut, wo es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt. So ist ein Anstieg der Konzentration anderer Antiepileptika möglich. © rme/aerzteblatt.de
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