Medizin
Ketamin: Antidepressiver Wirkmechanismus entdeckt
Mittwoch, 1. Juni 2022
München – Der antidepressive Effekt von Ketamin könnte durch die Hochregulation bestimmter Kaliumkanäle im Hippocampus entstehen – den sogenannten KCNQ2. Zu diesem Ergebnis kam ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (MPIP) in München, des Weizmann Institute of Science in Israel und des Helmholtz-Zentrums München anhand eines Mausmodells.
Die Forschenden konnten KCNQ2 als wichtige Schaltstelle in den glutamatergen Neuronen des ventralen Hippocampus identifizieren. Zudem zeigte sich, dass sich die antidepressive Wirkung von Ketamin mit Zugabe von Retigabin verstärkt und verlängert. Das Antiepileptikum aktiviert nämlich spannungsabhängige Ionenkanäme, unter anderem KCNQ2.
„Wir konzentrierten uns auf glutamaterge Neuronen, da diese die größten Veränderungen aufwiesen und bereits früher mit der antidepressiven Wirkung von Ketamin in Verbindung gebracht wurden“, erklärte Juan Pablo Lopez, Erstautor der Studie. Andere Forschungsgruppen hätten Gewebeproben aus verschiedenen Zelltypen verwendet. Als Folge hätten die zelltypspezifischen Effekte von Ketamin bisher nicht erkannt werden können, da sich Behandlungseffekte unterschiedlicher Zelltypen gegenseitig aufheben würden, so Lopez.
Der KCNQ2-Kanal sorgt laut Angaben des MPIP für eine neuronale Stabilität: Er reguliert Neurone herunter, die aufgrund von Reizen übermäßig stark Impulse abfeuern.
Das Forschungsteam nutzte zwar ein Mausmodel, geht aber davon aus, dass die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind. „Ein Vorteil unserer Studie ist, dass wir die von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zugelassenen Medikamente Ketamin und Retigabin verwendet haben“, sagte Alon Chen, Leiter der Studie und Präsident des Weizmann Institute of Science.
Daher könne die Kombination der Medikamente nun an Menschen getestet werden. Der gemeinsame Effekt bei Mäusen deute darauf hin, dass die jeweilige Dosis der Medikamente reduziert und dadurch Nebenwirkungen verringert werden könnten, so Chen. © mim/aerzteblatt.de
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