Medizin
Unicancer ASTER 70s-Studie: CT+ET nicht vorteilhafter als ET allein
Dienstag, 14. Juni 2022
Chicago – Ältere Brustkrebspatienten über 70 Jahre mit hohen Genomic Grade Index (GGI) zeigten im adjuvanten Setting keine klinisch relevanten Vorteile mit einer Kombination aus Chemotherapie (CT) plus endokrine Therapie (ET).
Die chirurgische Resektion ist der Therapiestandart bei nicht-invasivem und lokal invasivem Brustkrebs, die mit systemischer endokriner Therapie (ET), Chemotherapie (CT) und/oder Bestrahlung kombiniert werden kann.
Inwiefern ältere Patientinnen über 70 Jahre mit östrogenrezeptor-positivem (ER+) HER2-negativem (HER2-) Brustkrebs (BC) von einer adjuvanten Chemotherapie (CT) zusätzlich zur endokrinen Therapie (ET) profitieren können, ist derzeit umstritten. Daher stellte der Onkologe Dr. Etienne Brain vom Institut Curie in Saint-Cloud (Frankreich) im Rahmen der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) finale Ergebnisse aus der Unicancer ASTER 70s-Studie (Phase-3, NCT0156405) zum Nutzen einer adjuvanten Chemotherapie zusätzlich zur endokrinen Therapie bei Patienten mit hohem GGI (Genomic Grade Index) in der Altersklasse ü70 vor (DOI: 10.1200/JCO.2022.40.16_suppl.500).
Der Genomic Grade Index (GGI) ist eine Genexpressionssignatur, die entwickelt wurde, um die histologische Bewertung von Mammakarzinomen besser zu definieren. GGI unterteilt den klassischen histologischen Grad in niedriges und hohes Risiko.
In dieser Untersuchung wurden nur Studienteilnehmer eingeschlossen, die einen hohen GGI aufwiesen. Von 04/2012 bis 05/2016 wurden insgesamt 1.969 Patienten aus 61 französischen und 12 belgischen Zentren rekrutiert, von denen 55 % (n=1.089, Durchschnittsalter betrug 75 (70-92)) die Einschlusskriterien erfüllten und auf CT+ET- oder ET-allein-Regimen randomisiert wurden. Neben GGI mit hohem Risiko waren die Tumoren zu 56 % durch ≥pT2, zu 46 % durch pN+, zu 11 % durch isolierte lokale Rückfälle und zu 39 % der Fälle durch histologischem Grad 3 charakterisiert
Zur CT kamen drei Regimen in Frage, die jeweils vom Behandler ausgewählt wurden. Hierzu zählten entweder 4 Zyklen Doxorubicin/Cyclophosphamid oder nicht-pegyliertes liposomales Doxorubicin/Cyclophosphamid oder Docetaxel/Cyclophosphamid. Die CT-Regimen wurden jeweils alle 3 Wochen mit G-CSF (granulocyte colony-stimulating factor) verabreicht. Die Standard-ET umfasste Regimen zum Beispiel mit Aromatasehemmer oder Tamoxifen über 5 Jahre hinweg. Zum Daten-Cut-off am 17.12.2021 betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 5,8 Jahre.
In beiden Kohorten wurde kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Gesamtüberleben (OS) beobachtet (HR 0,85 [0,64-1,13], p=0,2538). So betrug beispielsweise das 4-Jahres-OS 90,5 % im CT+ET-Arm und 89,7 % im ET-Arm allein.
Es wurde auch kein Nutzen für bestimmte Subgruppen oder sekundäre Studienendpunkte identifiziert. Das Ereignisfreie Überleben (EFS), invasive disease-free survival (iDFS) und Brustkrebs-spezifisches Überleben (BCSS) zeigten stehts ähnliche Ergebnisse, nannte Brain.
In dieser Studie wurden keine klinischen relevanten Vorteile hinsichtlich OS-, EFS-, iDFS- oder BCSS-Vorteile mit der Zugabe von CT + ET im Vergleich zu ET-allein nach einer Operation für ER+ HER2-BC mit einem hohen GGI verzeichnet, so das Fazit. © cw/aerzteblatt.de
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