Politik
Lieferengpass von Parathormon „Natpar“ mindestens bis Jahresende
Dienstag, 14. Juni 2022
Hamburg – Das gentechnologisch hergestellte Parathormon „Natpar“ in der Dosierung 100 Mikrogramm/Dosis ist nicht mehr erhältlich. Lieferschwierigkeiten wird es nach Angaben des japanischen Herstellers Takeda Pharmaceutical voraussichtlich auch für die Stärke 75 Mikrogramm/Dosis geben. Der Grund sind nach Angaben des Herstellers Qualitätsmängel bei der Produktion.
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie rät allen betroffenen Patienten, umgehend einen Termin mit ihrem Hausarzt oder Endokrinologen zur Umstellung der Therapie zu vereinbaren. Ärztinnen und Ärzte sollten momentan keine neuen Patienten mehr auf Natpar einstellen, bis der Lieferengpass behoben sei, so die Empfehlung der Fachgesellschaft.
Parathormon aus der Nebenschilddrüse beteiligt sich wesentlich an der Regulation den Kalziumstoffwechsel im Körper. Typische Beschwerden, die auf eine Unterfunktion hindeuten können, sind leichtes Zittern, Gefühlsstörungen bis hin zu Muskelkrämpfen.
„Die häufigste Ursache des Hypoparathyreoidismus ist die versehentliche Schädigung der Nebenschilddrüsen im Zuge einer Schilddrüsenoperation“, sagte Heide Siggelkow, ärztliche Leiterin MVZ Endokrinologikum Göttingen, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, Nuklearmedizin und Humangenetik.
In Deutschland kommt es der Expertin zufolge in etwa ein bis sechs Prozent der Fälle nach einer operativen Schilddrüsenentfernung zu einem dauerhaften Hypoparathyreoidismus.
Die Behandlung der Nebenschilddrüsenunterfunktion besteht in der Normalisierung des Kalziumspiegels, etwa durch die Gabe von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten. Erwachsene Patienten mit chronischem Hypoparathyreoidismus, deren Erkrankung sich durch die Standardtherapie allein nicht hinreichend einstellen ließe, erhielten als Zusatztherapie Natpar, so Siggelkow.
„Es ist sehr wichtig, dass sich die Patienten, die vom Lieferengpass betroffen sind, während der Umstellung von ihrem Hausarzt oder Endokrinologen sorgfältig überwachen lassen. Eventuell muss auch die Basistherapie mit Kalzium und Vitamin D angepasst werden“, betonte der DGE-Mediensprecher Stephan Petersenn von der ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie. © hil/aerzteblatt.de

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