Medizin
USA: Weniger Erkrankungen am Kawasakisyndrom während der Coronapandemie
Mittwoch, 22. Juni 2022
La Jolla – Während der Coronapandemie sind in den USA weniger Kinder am Kawasakisyndrom erkrankt. Solange Masken getragen wurden und die Schulen geschlossen waren, blieb die Inzidenz niedrig.
Das sei ein Hinweis darauf, dass der – bislang unbekannte - Auslöser des Syndroms mit dem Sozialverhalten der Kinder assoziiert sei und über die Atemwege in den Körper eindringe, schreibt eine US-Forschungsgruppe in JAMA Network Open (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.17436).
„Unsere Hypothese war, dass die zur Eindämmung der Pandemie getroffenen Maßnahmen die Exposition gegenüber aerogenen Auslösern des Kawasakisyndroms reduzieren würden. Wir gingen außerdem davon aus, dass es in den Regionen zu den stärksten Erkrankungsrückgängen kommen würde, in denen sich die Menschen am besten an Ausgangssperren hielten“, schreiben Jennifer Burney von der School of Global Policy & Strategy der University of California, San Diego in La Jolla und ihre Koautoren.
In die multizentrische Kohortenstudie wurden 2.461 konsekutive Patienten mit Kawasakisyndrom eingeschlossen, bei denen die Diagnose an 28 US-Kinderkliniken zwischen Januar 2018 und Dezember 2020 gestellt worden war.
Außerdem führten die Autoren eine detaillierte Analyse von 1.461 Kawasakipatienten durch, bei denen die akute entzündliche Erkrankung der kleinen und mittelgroßen Blutgefäße von Januar 2002 bis November 2021 am Rady Children’s Hospital San Diego (RCHSD) diagnostiziert worden war.
Landesweiter Rückgang der Erkrankungen um fast 30 %
Von den 2.461 Patienten mit Kawasakisyndrom in der multizentrischen Studie wurden 894 in 2018, 905 in 2019 und 645 in 2020 diagnostiziert. Die landesweite Abnahme an Kawasakifällen um 28,2 % in 2020 im Vergleich zu 2018 und 2019 war ungleichmäßig über die Vereinigten Staaten verteilt.
Auch am RCHSD war im Vergleich mit der mittleren Zahl an Fällen in früheren Jahren ein überproportionaler Rückgang der Kawasakifälle von 2020-2021 zu beobachten: bei Kindern von 1-5 Jahren (22 vs. 44,9; p=0,02), bei Jungen (21 vs. 47,6; p=0,01) und bei Kinder mit asiatischen Wurzeln (4 vs. 11,8; p=0,046).
Compliance mit Aufgangssperren ohne Einfluss auf Inzidenz
„Mobilitätsdaten deuteten nicht darauf hin, dass die Compliance mit Ausgangssperren mit der Zahl an Kawasakisyndrom-Fällen assoziiert waren“, berichten Burney und ihre Kollegen.
Die klinischen Merkmale Erdbeerzunge (39% vs. 63%; p=0,04), vergrößerte Halslymphknoten (21% vs. 32%; p=0,09) und subakute periungale Desquamation (47% vs. 58%; p=0,16) traten in 2020 seltener auf als im Baseline-Zeitraum.
Wiederanstieg der Fälle nach Aufhebung der Maskenpflicht
Schulschließungen, Maskenpflicht, verringerte Luftverschmutzung und verringerte Zirkulation respiratorischer Viren überschnitten sich alle in unterschiedlichem Ausmaß mit dem Zeitraum, in dem weniger Fälle von Kawasakisyndrom auftraten.
In San Diego kam es im Frühjahr 2021 zu einem Wiederanstieg der Fälle von Kawasakisyndrom, gleichzeitig mit der Aufhebung der Maskenpflicht.
Mit Sozialverhalten assoziiertes Agens dringt über Atemwege ein
Die Hypothese, dass die Compliance mit Ausgangssperren Einfluss auf die Inzidenz des Kawasakisyndroms haben würde, habe sich nicht bestätigt, so die Autoren. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Sozialverhalten mit der Exposition gegenüber dem Agens, das das Kawasaki-Syndrom auslöst, assoziiert ist. Sie sprechen dafür, dass der Auslöser über den Atemwegstrakt in den Körper eindringt.“ © nec/aerzteblatt.de
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