Ärzteschaft
Hitzeschutzpläne für die Hauptstadt vorgestellt
Montag, 20. Juni 2022
Berlin – Krankenhäuser und weitere Einrichtungen im Berliner Gesundheitswesen sollen sich besser auf Hitzewellen vorbereiten können. Das „Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin“ hat heute dafür Musterpläne auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Das Aktionsbündnis wurde initiiert durch die Ärztekammer Berlin (ÄKB), die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung.
Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Die Grünen) erklärte, dass das Thema Hitze und seine gesundheitlichen Folgen angesichts der Hitzewelle am vergangenen Wochenende und der aktuell brennenden Wälder in Brandenburg kaum präsenter sein könne.
„Die Klimakrise ist Realität in Deutschland, in Berlin“, sagte die Politikerin. Es sei mit zunehmenden Hitzewellen zu rechnen. Dennoch wolle man erreichen, dass Städte lebenswerte Orte bleiben.
Hitze ist für tausende Tote pro Sommer in Deutschland verantwortlich. Darauf wiesen neben der Senatorin Peter Bobbert, Präsident der ÄKB, und Martin Herrmann, KLUG-Vorstandsvorsitzender, hin.
Allein in Berlin und Brandenburg seien zwischen 2018 und 2020 1.400 Menschen am Hitzetod gestorben, so Bobbert. Es gelte, schnell zu handeln und viel mehr zu tun als bisher. Das Gesundheitswesen in Berlin und auch bundesweit sei leider noch nicht genügend vorbereitet.
Dem soll durch die Hitzeschutzpläne abgeholfen werden. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitssystem wurden Musterpläne etwa für Krankenhäuser, ambulante Pflege oder die Bezirksämter entwickelt.
Die Pläne umfassen unterschiedliche Aspekte: Sie reichen von allgemeinen Maßnahmen wie Fortbildungen zu hitzebedingten Erkrankungen und temperaturgerechte Aufbewahrung von Medikamenten bis hin zu spezifischen Maßnahmen bei stark erhöhten Temperaturen über mehrere Tage.
Auch banale Dinge seien gelistet, wie genug Wasser auf Stationen zu haben, sagte Bobbert. Es gebe auch Schritte, die mehr Zeit bräuchten, wie die Anpassung von Gebäuden. Er wies aber auch auf die Verantwortung jedes Einzelnen für sich und andere hin und betonte, dass auch die Bevölkerung aufgeklärt werden müsse. Der Mediziner warnte: „Machen wir so weiter wie bisher, dann werden wir wirklich in eine gesundheitliche Katastrophe hineinlaufen.“
Die wenigsten Menschen seien sich darüber bewusst, dass unter den Naturgefahren, die in Deutschland zu Todesfällen führen, Hitze einsam an der Spitze stehe, sagte der KLUG-Vorstandsvorsitzende Herrmann.
Dem Deutschen Komitee Katastrophenvorsorge (DKKV) zufolge gab es zwischen 1990 und 2020 insgesamt 80 Katastrophen in Deutschland im Zusammenhang mit Naturgefahren. Nur sechs Prozent davon wurden durch extreme Hitze ausgelöst. Zugleich starben aber 96 Prozent der 9.707 Todesopfer, die im Zusammenhang mit den 80 Katastrophen zu beklagen waren, durch extreme Hitze.
„Der Hitzetod ist ein stiller Tod“, sagte Herrmann weiter. Und er räumte ein: „Die Pläne allein werden keinen Menschen retten.“ Nötig sei, dass Akteure miteinander Verantwortung übernehmen. „Es ist nicht mehr akzeptabel, dass wir unvorbereitet in große Gefahren gehen.“
Das Alarmsystem beziehungsweise die Umsetzung der Musterpläne soll in den nächsten Tagen starten. Berlin ist die erste deutsche Großstadt beziehungsweise das erste Bundesland, das über Hitzeschutzpläne verfügt. © aks/dpa/aerzteblatt.de

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