Medizin
Kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs: USPSTF rät von Vitamin E und Beta-Carotin zur Prophylaxe ab
Donnerstag, 7. Juli 2022
Los Angeles/Portland – Die US Preventive Services Task Force (USPSTF) hat ihre Empfehlungen zur Einnahme von Vitaminpräparaten zur Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen und Krebs aktualisiert.
Eine klare Empfehlung gibt sie allerdings nur zu Beta-Carotin- und Vitamin-E-Supplementen ab, von deren Einnahme sie abrät. Zu Multivitaminpräparaten und anderen einzelnen Vitaminen bleibt die USPSTF eine Empfehlung schuldig, da zur Beurteilung von Nutzen und Risiko nicht ausreichend Evidenz zur Verfügung stehe, wie die USPSTF in JAMA berichtet (2022; DOI: 10.1001/jama.2022.8970).
Die Empfehlungen der USPSTF basieren auf einem systematischen Review von 84 randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) mit insgesamt 739.803 Teilnehmenden.
In einer gepoolten Analyse von 4 RCTs war die Einnahme von Multivitaminpräparaten signifikant mit einer geringeren Krebsinzidenz assoziiert (OR 0,93 [95-%-KI 0,87-0,99]; absolute Risikodifferenz: -0,2 bis -1,2 %). Darüber hinaus ergab eine gepoolte Analyse von 2 RCTs eine geringere Inzidenz von Lungenkarzinomen (OR 0,75 [95-%-KI 0,58-0,95]; absolute Risikodifferenz: 0,2 %).
Allerdings sei die Evidenz für Multivitaminpräparate mit beträchtlichen Limitationen behaftet gewesen, schreiben die Autoren um Elizabeth O’Connor vom Kaiser Permanente Evidence-based Practice Center am Center for Health Research, Kaiser Permanente, Portland.
Beta-Carotin mit höherem kardiovaskulärem und Krebsrisiko assoziiert
Beta-Carotin-Supplemente – mit oder ohne Vitamin A – waren mit einem signifikant erhöhten Risiko für Lungenkrebs (OR 1,20 [95-%-KI 1,01-1,42], absolute Risikodifferenz in 4 RCTs: -0,1 bis 0,6 %) und kardiovaskuläre Mortalität (OR 1,10 [95-%-KI 1,02-1,19]; absolute Risikodifferenz in 5 RCTs: -0,8 bis 0,8%) assoziiert.
Keine signifikanten Assoziationen mit Vitamin D und E
Die Einnahme von Vitamin D war weder mit der Gesamtmortalität (OR 0,96 [95-%-KI 0,91-1,02]; 27 RCTs), noch mit kardiovaskulären Erkrankungen (OR 1,00 [95-%-KI 0,95-1,05]; 7 RCTs) oder Krebserkrankungen (OR 0,98 [95-%-KI 0,92-1,03]; 19 RCTs) signifikant assoziiert.
Das Gleiche galt für die Einnahme von Vitamin E: Die gepoolten Analysen von RCTs ergaben keine signifikante Assoziation mit der Gesamtmortalität (OR 1,02 [95-%-KI 0,97-1,07]; 9 RCTs), kardiovaskulären Erkrankungen (OR 0,96 [95-%-KI 0,90-1,04]; 4 RCTs) oder Krebserkrankungen (OR 1,02 [95-%-KI 0,98-1,08]; 5 RCTs).
Begrenzte Evidenz deutet mögliche Gesundheitsschäden an
Die Evidenz zu anderen Supplemente sei mehrdeutig, minimal oder nicht vorhanden gewesen, ergänzen die Autoren. Begrenzte Evidenz deute darauf hin, dass einige Supplemente mit schweren Gesundheitsschäden assoziiert sein könnten: Vitamin A mit Hüftfrakturen, Vitamin E mit hämorrhagischen Schlaganfällen und Vitamin C und Kalzium mit Nierensteinen.
Vitaminpräparate könnten andere Vorteile haben
Die Autorengruppe um O’Connor weist auf eine Reihe von Limitationen hin, die bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden müssen: In diesem systematischen Review ging es ausschließlich um die Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen und Krebs. Es ist möglich, dass die Supplemente andere gesundheitliche Vorteile haben, man denke nur an die Einnahme von Folsäure in der Schwangerschaft zur Prävention von Neuralrohrdefekten.
Darüber hinaus ging es darum, herauszufinden, ob gesunde Menschen von der Einnahme von Vitaminpräparaten profitieren. Der therapeutische Einsatz zur Behandlung von Nährstoffmängeln wurde nicht untersucht. © nec/aerzteblatt.de
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