Medizin
Das Erleben von Glück ist in der Lebensmitte oft am geringsten
Montag, 4. Juli 2022
Witten – Trotz körperlicher Beschwerden und chronischer Krankheiten sind ältere Menschen häufig zufriedener als Jugendliche oder junge Erwachsene. Tobias Esch, Lehrstuhlinhaber und Institutsleiter am Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung der Universität Witten/Herdecke, hat ein Modell entwickelt, das dieses sogenannte Zufriedenheitsparadox erklärt.
Die Arbeit ist im Fachmagazin Biology erschienen (2022; DOI: 10.3390/biology11060843). Sie fasst die Ergebnisse seiner fast 20jährigen Forschungen zum Belohnungssystem des Gehirns sowie zum Glückserleben zusammen.
Esch unterscheidet drei Arten von Glück, die je nach Lebensabschnitt unterschiedlich stark ausgeprägt sind: Phase A: das „Wunsch-System“, Phase B: das „Bedrohungsvermeidungs-System“ und schließlich Phase C: das „Nicht-Wollen“ beziehungsweise „Verbleiben im Hier und Jetzt“.
„In unserer Jugend suchen wir Vergnügen und Nervenkitzel, sind kreativ, risikofreudig und lernbegierig. Glück ist in diesem Lebensabschnitt geprägt durch Vorfreude, Lust und Ekstase“, beschreibt Esch die Phase A.
In Phase B, der Bedrohungsvermeidung, erleben die meisten Menschen beanspruchenden Stress, etwa durch eine höhere finanzielle Belastung, berufliche Herausforderungen oder ihre Verantwortung als Eltern. In diesem Zeitraum sinke meist die Zufriedenheit.
Junge Erwachsene tendierten dazu, ihr Glück von der Vermeidung von Schmerz oder Bedrohung abhängig zu machen, berichtet der Glücksforscher. Glück sei in dieser Phase eher „ein Gefühl der Erleichterung, wenn Stress und Unglück eine Pause einlegen.“
Im Alter von ungefähr 60 Jahren aufwärts brauchen die Menschen dann trotz körperlicher Beschwerden meist wenig, um zufrieden zu sein. Diese Lebenszufriedenheit „zeichnet sich etwa durch Gefühle der Akzeptanz, Zugehörigkeit, Ruhe und des Ankommens aus. Es scheint so, als würden wir im Laufe des Lebens immer besser darin zu werden, zufrieden und glücklich zu sein“, resümiert Esch.
Erst wenige Jahre vor dem Tod nehme die Lebenszufriedenheit, zum Beispiel durch die Verdichtung von Krankheiten oft wieder ab.Die Entwicklung von Glück und Zufriedenheit während der Lebensspanne gleiche also häufig einer U-Kurve, die unabhängig von guter Gesundheit zu sein scheine.
Bei männlichen Teilnehmern sei die Abnahme der Lebenszufriedenheit vom frühen Erwachsenenalter bis zur Lebensmitte stärker ausgeprägt als bei weiblichen. Laut Esch ist eine solche U-Kurve des Glücks in fast allen Bevölkerungen und Ländern der Welt zu finden.
Dennoch ist dieser Verlauf des Glücksempfindens nicht vollständig vorbestimmt, so Esch: Meditations- und Achtsamkeitstechniken sowie Religiosität und Glaube schienen beispielsweise den Verlauf des Glücks über die Zeit beeinflussen zu können. „Glück kann durch Übung geformt werden“, betont der Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de
Liebe Leserinnen und Leser,
diesen Artikel können Sie mit dem kostenfreien „Mein-DÄ-Zugang“ lesen.
Sind Sie schon registriert, geben Sie einfach Ihre Zugangsdaten ein.
Oder registrieren Sie sich kostenfrei, um exklusiv diesen Beitrag aufzurufen.
Login
Loggen Sie sich auf Mein DÄ ein
Passwort vergessen? Registrieren

Glücklich sein
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Aussage von Jesus Christus in Lukas 11,28 hinweisen:
"Ja, glücklich zu preisen sind die, die Gottes Wort hören und es befolgen."

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.