NewsVermischtesHandlungs­empfehlungen zur Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter aktualisiert
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Vermischtes

Handlungs­empfehlungen zur Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter aktualisiert

Dienstag, 28. Juni 2022

/contrastwerkstatt, stock.adobe.com

Bonn – Das Netzwerk Gesund ins Leben hat seine Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter aktualisiert. Das Konsensuspapier, an dem mehrere Fachgesellschaften beteiligt waren, ist in der Monatsschrift Kinderheilkunde erschienen (2022; DOI: 10.1007/s00112-022-01519-3). Ziel ist es, Fami­lien dabei zu unterstützen, ihren Lebensstil positiv zu verändern.

Um der Vielfalt von Familien und unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist diversitätssensible Beratung jetzt ein fester Be­standteil der Empfehlungen. Man wolle weg von der Idee, Perfektes vorzugeben hin zu dem Ansatz, gutes Gelingen zu fördern, sagte die Leiterin des Netzwerks, Maria Flothkötter vom Bun­deszentrum für Ernährung (BZfE).

Das meiste habe Bestand, so die Referatsleiterin der Bundesanstalt für Landwirt­schaft und Ernährung: „Die Empfehlungen von 2013 wurden im Wesentlichen durch die Recherche bestätigt.“ Neu aufgenommen wurden Handlungsoptionen für eine nachhaltige Ernährungs­weise.

Zusammenfassend stellte die Flothkötter klar, dass für die 1,5 Millionen Kleinkinder (ein bis drei Jahre) in Deutsch­land all das gut und gesund sei, was auch gut für das Klima sei. Auch eine vegetarische und vegane Ernährung wird thematisiert. Wegen möglicher Risiken sowie einer unzureichenden Datenlage wollen die Autoren keine vegane Ernährung im Kleinkindalter empfehlen.

Entscheiden sich Eltern dennoch für eine vegane Ernährung ihres Kindes, sollen Vitamin B12 und gegebenen­falls weitere Nährstoffe durch die Einnahme von Supplementen ergänzt werden. Ein Arzt sollte die Versor­gung mit kritischen Nährstoffen überprüfen und die Eltern beraten.

Bisher unterschätzte und überschätzte Inhaltsstoffe

Gegen Ende des ersten Lebensjahres geht die Ernährung des Kindes von der Beikost in eine ausgewogene Familienkost über. Dabei gilt für die Auswahl von Lebens­mitteln für Kleinkinder dasselbe wie für eine aus­gewogene Familienernährung. Mengenangaben findet man in den Empfehlungen nicht: reichlich Pflanzliches, mäßig Tierisches und sparsam Fettes und Süßes.

Süßes sparsam konsumieren: Laut WHO wären 15 Gramm Zucker pro Tag wünschenswert.

Aber was genau bedeutet ein reichlicher, mäßiger oder sparsamer Konsum? Am Beispiel von Zucker machte Berthold Koletzko vom Dr. von Hauner­schen Kinderspital München folgende Rechnung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt maximal zehn Prozent der Energiezufuhr aus Zu­cker, wünschenswert sind nach WHO nicht mehr als fünf Prozent der Energie.

„Bei einer Energiezufuhr von zirka 1.200 kcal/Tag im Alter von ein bis drei Jahren entspricht dies lediglich maximal 30 Gramm oder wünschenswert 15 Gramm Zucker pro Tag, während die tatsächliche mittlere Zufuhr erheblich höher liegt“, erklärt er dem Deutschen Ärzteblatt.

Ein scharfer Schwellenwert könne nicht definiert werden. Es gelte: Je höher die Zufuhrmenge desto größer die nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen.

Milch und Milchprodukte mäßig konsumieren: Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt maximal 200 bis 400 ml Milch pro Tag.

Für Milch, Milchprodukte und Eier empfiehlt der wissenschaftliche Beirat des Netzwerks Gesund ins Leben beispielsweise einen „mäßigen“ Kon­sum. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt eine Milchzufuhr von ein bis zwei Tassen (200 bis 400 ml) pro Tag möglichst nicht zu überschreiten.

Ein entsprechender Verzehr an Milchprodukten wie Käse und Joghurt würde einen Gesamtverzehr von etwa sieben bis 14 Gramm Milchprotein/Tag entsprechen, erklärte Koletzko.

Fruchtzucker ist eindeutig schlechter. Fruktose hat eine besonders stark lipogenetische Wirkung. Berthold Koletzko, Dr. von Haunerschen Kinderspital München

Zum Süßen zählt nicht nur die Saccharose. Während Ko-Autorin Ute Alexy von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Ansicht vertrat, dass es für die Gesundheit keinen Unterschied mache, ob man Haushalts­zucker oder Fruchtzucker konsumiere, wendete Berthold Koletzko ein:

„Fruchtzucker ist eindeutig schlechter. Fruktose hat eine besonders stark lipogenetische Wirkung und fördert die Fetteinlagerung in Geweben wie zum Beispiel der Leber, die viszerale Verfettung ist eng mit Insulinresis­tenz, metabolischem Syndrom und assoziierten Erkrankungen verbunden.“

Der quantitativ überwiegende Fruktosezufuhr bei Kindern stamme dabei aus Soft Drinks und Fruchtsäf­ten/Fruchtsaftgetränken. „Deshalb ist die wichtigste Empfehlung nicht, Fruktose durch andere Zucker zu ersetzen, sondern: Kinder sollen Wasser trinken“, sagte Koletzko.

Seine Warnung vor großen Fruktosemengen untermauerte der Leiter der Abteilung für Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin im Dr. von Haunerschen Kinderspital München mit mehreren Studien (DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0010, DOI: 10.1136/openhrt-2017-000631, DOI: 10.1016/j.tem.2016.06.005).

Fructosekonsum – freie Zucker und ihr Einfluss auf die Gesundheit

Kardiovaskuläre Erkrankungen bleiben trotz zuletzt sinkender Inzidenzraten in der westlichen Welt eine der Haupttodesursachen (1). Ihre Grundlage ist das metabolische Syndrom, bestehend aus stammbetonter Adipositas, Dyslipidämie, arterieller Hypertonie und gestörter Glucosetoleranz beziehungsweise Typ-2-Diabetes-mellitus (2–4). Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas hat sich in der

Auszeichnungen von Produkten „ohne Zuckerzusatz“ oder „Zucker nur aus natürlichen Zutaten“ seien oft irre­führend, wenn diese dennoch einen extrem hohen Zuckergehalt aus Furchtsaftkonzentraten oder konzen­triertem süßem Fruchtmus enthalten würden, so Koletzko.

Eine neue Ergänzung betonte Alexy: „Wir haben zwei bisher unterschätze Lebensmittelgruppen aufgenom­men: Hülsenfrüchte und Nüsse.“ Empfehlungen zu Milchalternativen gibt das Konsensuspapier nicht. Alexy erklärt aber auf Nachfrage: „International ist es so, dass mit Kalzium angereicherte Sojamilch als mögliche ersatzmilch bei veganer Ernährung empfohlen wird.“ © gie/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
LNS
VG WortLNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER