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Diagnose Testosteronmangel: Nicht nur den Hormonspiegel bestimmen

Dienstag, 28. Juni 2022

/pictoores, stock.adobe.com

Altdorf/Berlin − Neben der Messung des Testosteronspiegels im Blut sollten für die Diagnose eines männli­chen Hypogonadismus auch die Bestimmung des Sexualhormon-bindenden-Globulins (SHBG) hinzugezogen werden sowie spezifische Symptome bestehen.

Dann habe zirka jeder vierte männliche Typ-2-Diabetiker einen Testosteronmangel, sagte der Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) Stephan Petersenn, ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der DGE und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Es sei wichtig, in diesen Fällen die Behandlung einzuleiten, denn die Hormonsubstitution wirke sich auf die Adipositas und den Diabetes mellitus aus − sowohl Body-Mass-Index (BMI) als auch glykämische Stoffwech­sellage können sich verbessern.

Der Endokrinologe betonte, dass eine bidirektionale Beziehung zwischen dem Testosteronmangel auf der einen Seite und der Adipositas beziehungsweise dem Diabetes mellitus auf der anderen Seite bestehe.

Bei Testosteronmangel könne der BMI zunehmen. Die Betroffenen entwickelten häufiger eine Insulinresistenz und in der Folge auch häufiger einen Diabetes mellitus Typ 2. Andersherum hätten Männer mit Adipositas und/oder Typ-2-Diabetes eher einen niedrigen Testosteronspiegel, sagte Petersenn.

In der Literatur schwanken laut dem Experten die Angaben zur Häufigkeit eines Testosteronmangels. „Das hängt mit der Definition des Testosteronmangels zusammen.“ Es reiche eben nicht aus, nur die Konzentration des (freien) Hormons im Blut zu messen.

Laut einer Studie hätten dann zum Beispiel zehn Prozent der 50- bis 59-Jährigen zu niedrige Testosteronspie­gel, bei den 70- bis 80-Jährigen sogar 70 Prozent. „Das erscheint in Bezug auf die klinische Symptomatik nicht ganz plausibel“, betonte Petersenn.

Daher müssten neben den niedrigen Testosteronspiegeln auch entsprechende Symptome wie reduzierte Libido, Erektionsstörungen oder nachlassende morgendliche Erektion beachtet werden.

Betrachtet man beide Aspekte, sinkt laut dem DGE-Mediensprecher die Prävalenz eines Testosteronmangels deutlich: Bei den 50- bis 59-Jährigen auf 0,6 Prozent und bei den über 70-Jährigen auf etwa fünf Prozent. Bei diesen Patienten bestehe Therapiebedarf.

Fasse man die Definition eines männlichen Hypogonadismus beziehungsweise eines Testosteronmangels noch enger, indem nur Patienten mit einer Ursache für einen solchen Mangel etwa einer Hypophysen- oder Hodenerkrankung eingeschlossen werden, gehe die Prävalenz sogar auf weniger als ein Prozent zurück.

Auch die Testosteronmessung gestalte sich schwierig, erklärte Petersenn. Eine einmalige Messung im Laufe des Tages reiche nicht aus. Testosteron müsse zum einen vor zehn Uhr morgens und zum anderen beim nüchternen Patienten bestimmt werden. Denn zum Nachmittag und nach dem Essen falle der Spiegel um jeweils zirka ein Viertel ab.

Der Testosteronspiegel muss darüber hinaus ein zweites Mal gemessen werden, so Petersenn weiter. Weiter­­hin spiele die SHBG-Bestimmung eine wichtige Rolle. Nur zwei Prozent des Hormons ließe sich ungebunden im Blut nachweisen. © aks/aerzteblatt.de

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