Medizin
Erweiterte Studienlage ergibt keinen Nutzenbeleg für Ivermectin bei COVID-19
Dienstag, 28. Juni 2022
Freiburg – Es gibt keinen Beleg dafür, dass der Wirkstoff Ivermectin einen Nutzen bei der Behandlung oder Vorbeugung von COVID-19 hat. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe des deutschen Evidenzökosystems „CEOsys“ zusammen mit der Cochrane Infectious Disease Group in einem Cochrane Review. Er fasst die Ergebnisse von elf Studien mit 3.409 Personen zusammen (DOI: 10.1002/14651858.CD015017.pub3).
Ivermectin wird bei Mensch und Tier seit Jahrzehnten erfolgreich zur Behandlung von Parasiten wie Krätzmilben oder Darmwürmern eingesetzt. Ab 2020 tauchten in der Literatur Studien auf, deren Ergebnisse einen großen Effekt auf die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten nahelegten.
„Allerdings stellte sich wenig später heraus, dass mehrere dieser Studien gefälscht waren. Andere wiesen schwerwiegende Fehler auf oder waren mangelhaft durchgeführt worden“, berichten die Cochrane-Autoren.
Angesichts etlicher gefälschter oder zumindest sehr fragwürdiger Studien zu Ivermectin haben die Autoren für diese aktualisierte Fassung des Reviews sämtliche in Frage kommende Studien speziell im Hinblick auf die Integrität der Forschung bewertet.
Sie schlossen ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien ein, die prospektiv gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation für die Registrierung klinischer Studien in einem Studienregister registriert worden waren. Zudem prüften sie genau, ob die Studien über eine angemessene Freigabe einer Ethik-Kommission verfügten und ob die Ergebnisse plausibel waren.
In fünf der elf eingeschlossenen Studien wurden Teilnehmende mit mittelschwerem COVID-19 stationär behandelt, sechs untersuchen leichte COVID-19-Fälle, die ambulant behandelt wurden. Acht der Studien waren doppelblind und placebokontrolliert.
„Insgesamt sind die Aussichten für einen erfolgreichen Einsatz von Ivermectin zur Behandlung oder Prävention von COVID-19 schlecht“, kommentieren die beiden Haupt-Autorinnen der Studie die Ergebnisse, Maria Popp und Stephanie Weibel von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg. © hil/aerzteblatt.de

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