Vermischtes
Pandemie belastet Pflegebedürftige und Angehörige stark
Montag, 4. Juli 2022
München – Die Coronapandemie hat starke psychische Auswirkungen auf Pflegebedürftige und ihre Angehörigen gehabt. Das zeigt ein gestern in München veröffentlichter Zwischenbericht einer Studie, die vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München federführend durchgeführt wurde.
„Das Gefühl des Alleinseins hat bei Pflegebedürftigen mit und ohne COVID-Erkrankung im Vergleich zu vor der Pandemie deutlich zugenommen“, sagte Studienleiter Jochen Gensichen. Der Direktor am Institut für Allgemeinmedizin ergänzte, dass die vertrauten Beziehungen in den Familien sich änderten, wenn sie nur noch über Telefon gelebt werden könnten.
Der Bayerische ambulante COVID-19-Monitor (BaCoM) ist laut Mitteilung 2021 gestartet, um die psychischen, physischen und sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie bei Pflegebedürftigen und Angehörigen in der ambulanten und stationären Langzeitpflege Bayerns interdisziplinär zu untersuchen.
Auch die Katholische Stiftungshochschule München sowie die Uni-Kliniken in Würzburg und Erlangen sind an dem Projekt beteiligt. Im ersten Jahr hätten sich fast 500 Pflegebedürftige, Leistungserbringer und Angehörige an der Untersuchung beteiligt. Für den weiteren Verlauf der Studie werden noch Teilnehmer gesucht.
Nach den Worten des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) zeigt der Bericht, dass Angehörige, die im häuslichen Umfeld pflegen, besonders gefordert waren, weil Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten wie Tageseinrichtungen, Kurzzeitpflege oder Ergotherapie ausfielen. Auf der anderen Seite erlebten Angehörige von Pflegebedürftigen, die in stationären Einrichtungen leben, dass die Kontaktbeschränkungen ihre Sorge um die Pflegebedürftigen verstärkten.
Holetschek erhofft sich von der Studie entscheidungsrelevante Daten und Analysen für bevorstehende Pandemien oder vergleichbare Krisensituationen. Hierfür sammle und analysiere diese unter anderem Daten zu gesundheitlichen Folgen der COVID-19-Pandemie wie Long COVID oder Depression sowie deren Risikofaktoren.
Ziel sei, gezielt Präventions- und Nachsorgestrategien in die Wege zu leiten, um etwa eine Anbindung Betroffener an Long-COVID-Ambulanzen oder an psychologische Betreuungs- und Therapieangebote zu ermöglichen.
Weiter erfasst die Studie die Folgen psychischer und physischer Belastungen der versorgenden Pflegekräfte und Angehörigen. Auch hier sei die Absicht, gezielt Versorgungsengpässe identifizieren und in der Folge konkrete Maßnahmen einleiten zu können, hieß es.
Zudem würden Hausärztinnen und Hausärzte befragt. Das Gesundheitsministerium stelle dem Forschungsteam aus Pflegekräften, Hausärzten, Infektiologen und Soziologen Fördermittel in Höhe von 3,4 Millionen Euro bereit. © kna/aerzteblatt.de

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