Medizin
SARS-CoV-2: Forscher entwickeln Antikörpertest ohne Blutentnahme
Montag, 4. Juli 2022
Tokio – Japanische Forscher haben einen Antikörperschnelltest entwickelt, der ohne eine Blutentnahme auskommt. Der in Scientific Reports (2022; DOI: 10.1038/s41598-022-14725-6) vorgestellte Test weist die Antikörper in der Gewebsflüssigkeit der Haut nach, die mit einem speziellen Nadelkissen gewonnen und in einem Papier-basierten Immunassay nach 3 Minuten angezeigt werden.
Bisherige Antikörpertests erfordern eine Blutentnahme. Die Auswertung erfolgt in einem Labor und die Ergebnisse liegen in der Regel erst nach einigen Tagen vor. Den Schnelltest, den Leilei Bao von der Universität Tokio und Mitarbeiter entwickelt haben, könnte der Patient selbst auf die Haut kleben und das Ergebnis nach wenigen Minuten ablesen.
Ähnlich wie bei den derzeitigen Antigentests würde ein roter Strich ein positives Ergebnis anzeigen. Wobei es in dem Antikörpertest 2 Striche gibt, den ersten für IgG-Antikörper und den zweiten für IgM-Antikörper, die bei einer Infektion frühzeitiger gebildet werden.
Der Patient müsste den 1,5 mal 3,5 cm großen Test auf die Haut kleben. Auf der Unterseite befindet sich ein Nadelkissen. Es ist gespickt mit kleinen Kristallen aus Polylactiden, einem Polymer aus Milchsäure-Molekülen.
Sie werden bei der Herstellung so in Kegelform gegossen, das ihre Spitzen nach dem Aufkleben des Pflasters in die Epidermis eindringen. Die Gewebsflüssigkeit wird durch Kapillarkräfte in eine darüberliegende Zelluloseschicht gesaugt.
Von dort diffundiert die Flüssigkeit über ein Zelluloseband. An den Stellen, die ein positives Ergebnis anzeigen, befindet sich der Immunoassay. Er enthält auf Goldnanopartikeln gebettet die Antigene von SARS-CoV-2, an denen die vorbeifließenden Antikörper der Patienten hängen bleiben und eine Farbreaktion auslösen, wie sie von den Antigentests bekannt ist.
Die Herstellung des Tests ist laut Bao kostengünstig möglich, die Anwendung für den Patienten einfach und vermutlich auch schmerzfrei. Mit Hautreizungen sei nicht zu rechnen, da die Polylactide rasch abgebaut werden. Das Ergebnis würde wie bei einem Antigen-Test bereits nach wenigen Minuten vorliegen.
Die Nachweisgrenze war mit 4 ng/ml bei IgM und 7 ng/ml für IgG so niedrig, dass eine hohe Sensitivität des Tests zu erwarten ist. Der Test könnte rasch auf andere Krankheitserreger umgestellt werden. Der klinische Vorteil gegenüber dem Antigen-Nachweis dürfte allerdings fraglich sein, da die Antikörper-Reaktion immer erst einige Tage nach der Infektion einsetzt.
Der Test könnte jedoch epidemiologische Untersuchungen erleichtern, etwa um zu klären, welcher Anteil der Bevölkerung bereits einmal mit SARS-CoV-2 infiziert war. © rme/aerzteblatt.de

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