Ärzteschaft
Umfrage zur Prävalenz von HIV-Infektionen bei Geflüchteten aus der Ukraine vorgelegt
Dienstag, 12. Juli 2022
Wiesbaden – Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) hat mit Unterstützung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) im Juni 2022 eine Onlineumfrage zur Versorgung von HIV-Patienten aus der Ukraine initiiert.
60 HIV-Schwerpunktzentren haben sich an der Umfrage beteiligt. „Ziel der Befragung war, die Anzahl und regionale Verteilung von HIV-Patienten aus der Ukraine zu erheben“, schreiben die Initiatoren der Umfrage, Annette Haberl, Christoph Boesecke und Pavel Khaykin.
In der Ukraine lebten bis zum Ausbruch des Krieges laut dem Gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) geschätzt 260.000 Menschen mit einer HIV-Infektion.
Zwischen Ende Februar und Mitte Juni 2022 haben sich laut Ausländerzentralregister rund 867.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland registrieren lassen. 67 Prozent von ihnen sind Frauen und 38 Prozent Kinder beziehungsweise Jugendliche unter 18 Jahren.
Zwei Zentren gaben an, dass sich bei ihnen seit Ende Februar 2022 keine ukrainischen Patienten vorgestellt haben. Von den übrigen 58 Zentren gaben 15 (25,9 Prozent) an, dass sich bei ihnen seit Ende Februar 1-5 neue HIV-Patienten aus der Ukraine vorgestellt haben, in 17 (29,3 Prozent) Zentren waren es 6-10 Patienten, in 21 (36,2 Prozent) Zentren 11-20, in drei Zentren (5,2 Prozent) 21-30 und in jeweils einem Zentrum 31-40, 41-50 beziehungsweisemehr als 50 Patienten.
Das Zentrum mit mehr als 50 Patientinnen gab auf Nachfrage eine Gesamtzahl von 51 an. Die meisten Patienten stellten sich in den Postleitzahl-Bereichen 4 (Ruhrgebiet), 1 (Berlin), 6 (Rhein-Main-Gebiet) und 7 (Stuttgart und Freiburg) vor.
Die Umfrage der DAIG ergab damit eine maximale Zahl von rund 900 HIV-Patienten aus der Ukraine, die sich seit dem Beginn des Krieges in einem deutschen HIV-Schwerpunktzentrum vorgestellt haben.
Bei einer HIV-Prävalenz von 1,1 Prozent in der Ukraine würde man bei der Zahl der Geflüchteten den Forschern zufolge eine deutlich höhere Zahl an Neuvorstellungen von HIV-Patienten erwarten. Die Arbeitsgruppe wies deshalb daraufhin, dass die Befragung nur in ausgewiesenen HIV-Behandlungszentren erfolgte.
„Es ist davon auszugehen, dass sich noch nicht alle Geflüchteten, die eine HIV-Therapie benötigen, ärztlich vorgestellt haben beziehungsweise bislang nicht über HIV-Schwerpunktzentren, sondern durch Hausärzte mit Medikamenten versorgt wurden“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.
Wichtig sei in jedem Fall, dass eine nahtlose Versorgung mit HIV-Medikamenten und ein Monitoring des Therapieverlaufs für ukrainische Menschen mit HIV deutschlandweit gewährleistet sei, betonen die Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

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