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Folgen der Coronapandemie bringen Psychotherapeuten an ihre Grenzen

Freitag, 15. Juli 2022

/volurol, stock.adobe.com

Leipzig - Etwa drei Viertel der ostdeutschen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (KJP) können in der nächsten Zeit keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Das ist eine Folge der in der Coronapandemie deutlich gestiegenen Nachfrage nach Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche.

Das ergab eine Umfrage der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer (OPK), die gestern in einem Presse­ge­spräch vorgestellt wurde. An der Umfrage hatten 206 KJP aus den fünf ostdeutschen Bundesländern teilge­nommen.

Demnach berichteten fast 63 Prozent der Befragten, dass die Anfrage nach Therapieplätzen deutlich gestie­gen sei. Bei zirka 28 Prozent hätten die Anfragen etwas zugenommen.

Viele KJP gaben an, dass sie als Folge zum Beispiel die Wartelistenkapazitäten erhöhen und Termine weit in die Zukunft vergeben würden. Sie berichteten, dass die Wartezeit nun ein Jahr betrüge, vor der Pandemie seien es drei bis fünf Monate gewesen.

Vor allem bei den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren konnten die ostdeutschen KJP einen um mehr als 80 Prozent ansteigenden Bedarf an Therapieplätzen verzeichnen. An nächster Stelle stünden die 10 bis 13-Jährigen mit einer Zunahme um knapp 30 Prozent.

Ursächlich für die stark angestiegene Nachfrage sind der OPK zufolge zum einen als Folge der Pandemie mehr Diagnosen wie Schulabsentismus, Schul- und Leistungsängste, Angst und Zwangsstörungen, Essstörun­gen oder stark erhöhter Internetkonsum.

Zum anderen haben Wiedervorstellungen erheblich zugenommen und der Übergang von der ambulanten in die stationäre Versorgung funktioniert nicht mehr.

Bereits im Dezember 2021 verfasste die OPK ein Strategiepapier, damit die psychischen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien bewältigt werden können. Sie schlug ein Bündel von Maß­nahmen vor, für deren Umsetzung unter anderem die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), der Gemeinsa­men Bundesausschuss und die Bundesländer sowie die Landkreise zuständig sind.

Die OPK forderte etwa eine befristete Zulassung von KJP, um die aktuelle Versorgungslücke schließen zu können. Dafür sind die KVen zuständig.

Eine andere OPK-Forderung befasste sich mit dem Schulpsychologischen Dienst. Nach dem Mindeststandard der Kultusministerkonferenz sollte ein Schulpsychologe für 5.000 Schülerinnen und Schüler verantwortlich sein. Bundesweit betrug das Verhältnis 2020 1:6.032.

Davon ist man im Osten Deutschlands noch weit entfernt. Hier variierten die Verhältnisse 2020 von 1:10.460 in Sachsen-Anhalt bis 1:7.425 in Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings konnte in Thüringen 2022 das gefor­derte Verhältnis erreicht werden.

Weitere Maßnahmen, die die OPK empfahl, waren etwa die Einrichtung von sozialtherapeutischen Praxen, die flächendeckende Einrichtung von sozialpsychiatrischen Diensten für Kinder und Jugendliche oder mehr Ange­bote zur Gruppentherapie.

Das Strategiepapier wurde im Dezember an zum Beispiel Abgeordnete, Ministerien und Krankenkassen ver­sandt. In allen fünf ostdeutschen Bundesländern haben nach Aussage der OPK bereits Gespräche mit Politi­kern oder Krankenkassen stattgefunden. Ergebnisse stehen noch aus. © aks/dpa/aerzteblatt.de

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