Ärzteschaft
Konnektoraustausch: Erstattungsbetrag erhöht, KBV unzufrieden
Mittwoch, 20. Juli 2022
Berlin – Im Streit um die Finanzierung des Konnektoraustauschs in den Praxen der niedergelassenen Ärzte hat das Bundesschiedsamt einen Betrag von 2.300 Euro für den Konnektoraustausch festgelegt. Das teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) heute mit.
Voraussetzung für den Tausch ist nach Angaben des GKV-Spitzenverbands, dass die Laufzeit des Sicherheitszertifikats im Konnektor nur noch sechs Monate oder weniger beträgt. Dadurch steht bei einigen Konnektoren der Tausch zeitnah an, während andere noch ein oder mehrere Jahre betrieben werden können.
Die KBV, die das Bundesschiedsamt zuvor angerufen hatte, weil sich Kassen und KBV nicht einigen konnten, ist dennoch nicht zufrieden mit der Entscheidung. So sei der von der Schiedsstelle festgelegte Betrag zwar deutlich höher als das, was die Krankenkassen hätten zahlen wollen.
Dennoch entspreche das Ergebnis nicht den Forderung der KBV nach einer „vollumfänglichen Finanzierung“ der Kosten, die sich an dem vom Hersteller verlangten Preis orientiert habe.
„Wir erwarten jetzt von der Industrie, dass sie ihre Preise absenkt“, sagte KBV-Vorstand Thomas Kriedel. Er betonte, die Ärzte und Psychotherapeuten seien gesetzlich verpflichtet, ihre Praxen an die Telematikinfrastruktur (TI) anbinden zu lassen.
Dass die Konnektoren ab dem Herbst nach und nach ausgewechselt werden müssten, hätten die Ärzte nicht zu verantworten. „Der Austausch muss komplett finanziert werden. Die Praxen dürfen nicht auf einen Teil der Kosten sitzenbleiben. Von dieser Forderung weicht die KBV nicht ab“, so Kriedel.
Wie viel Geld die Krankenkassen in den Verhandlungen für den Austausch der Geräte angeboten haben, ist unklar. Dem Vernehmen nach soll die angebotene Summe aber deutlich unter der Festsetzung durch das Bundesschiedsamt liegen.
Hintergrund des Austauschs der Konnektoren sind Sicherheitszertifikate in den Geräten, die ab September nach und nach ablaufen. Wie die Gematik dem Deutschen Ärzteblatt bereits im März mitgeteilt hatte, müssen insgesamt rund 130.000 Konnektoren ausgewechselt werden. In diesem Jahr sind es demnach 15.150, im Jahr 2023 58.083 und 2024 54.914 Geräte.
Zunächst sind vor allem Konnektoren des Herstellers Compugroup Medical (CGM) betroffen. Nach Informationen des Deutschen Ärzteblattes hatte CGM zunächst für den Konnektoraustausch rund 2.700 Euro inklusive Mehrwertsteuer als Kosten veranschlagt.
Ausgetauscht werden müssen nach einem Beschluss der Gematik die Konnektoren von allen Herstellern. Die Gematik hält den Austausch aus Sicherheitsgründen und wegen sonstiger möglicher Probleme in den Arzrpraxen für alternativlos. IT-Experten hatten daran erst kürzlich Zweifel geäußert.
Der GKV-Spitzenverband bezifferte die Ausgaben für den Konnektoraustausch heute auf insgesamt knapp 400 Millionen Euro.
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Der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) nannte den Erstattungssumme heute eine „absolute Frechheit“. Für den DHÄV-Bundesvorsitzenden Ulrich Weigeldt ist klar, dass die Ärzte auf keinem Fall auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben dürften.
„Das ist das Versagen der Verantwortlichen in Gematik und co, nicht der Ärztinnen und Ärzte. Ob am Ende des Tages die Industrie, die mehr als gut an dem Austausch verdient, ihre Preise entsprechend anpasst, oder ob die Kassen letztendlich die Kosten vollständig übernehmen, ist für die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen nicht entscheidend“, sagte er. Die Hauptsache sei, dass Ärztinnen und Ärzte nicht gezwungen würden, für die Fehler anderer zu bezahlen.
Als „dreist“ bezeichnete er das Vorgehen der Krankenkassen. Der GKV-Spitzenverband hatte davon gesprochen, den Ärzten würden 400 Millionen Euro extra für die Praxen bereitgestellt. „Das ist kein Geld, das sich die Kolleginnen und Kollegen einstecken, sondern das die Beitragszahler aufwenden müssen, um das Digitalversagen der Verantwortlichen in Sachen TI zu kompensieren“, sagte Weigeldt. Er mahnte an, nun den Austausch endlich auch vernünftig zu organisieren.
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