Vermischtes
Zahl der Drogentoten erreicht neues Rekordhoch
Donnerstag, 21. Juli 2022
Berlin – Die aktuelle Zahl der Drogentoten ist mit 1.826 Personen auf den höchsten Stand seit 20 Jahren gestiegen. Das gab der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD) heute anlässlich des 25. Nationalen Drogentotengedenktages bekannt.
Der bisherige Höchststand war im Jahr 2000 mit 2.030, der niedrigste Stand im Jahr 2012 mit 944 Drogentoten verzeichnet worden.
Angesichts der steigenden Zahl von Drogentoten forderte Blienert mehr Hilfe und Schutz für suchtkranke Menschen. „Wir müssen sie früher, einfacher und effektiver erreichen“, unterstrich der Drogenbeauftragte. Nur so könnte die aktuelle Entwicklung gestoppt werden.
Blienert versprach, einen Austausch mit Vertretern der Länder zu initiieren, die für das Hilfesystem vor Ort verantwortlich seien. „Hier wurde zu lange weggeschaut“, monierte er.
Aus Sicht der Deutschen Aidshilfe (DAH) hat aber auch eine verfehlte Drogenpolitik viele der Toten das Leben gekostet. So habe die Prohibition habe ihr Ziel eindeutig verfehlt. Denn noch nie seien so viele verschiedene Drogen von unbekannter Qualität so preiswert und leicht erhältlich gewesen wie heute.
DAH-Vorstandsmitglied Sven Warminsky appellierte deshalb für einen Neustart in der Drogenpolitik mit einer kontrollierten Abgabe von Substanzen, dem vollen Spektrum der Risikominimierung sowie einer soliden finanzierten Drogenhilfe vor Ort. „Denn diese ist oft drastisch unterfinanziert“, so die DAH.
Der Selbsthilfeverband JES (Junkies Ehemalige Substituierte) forderte die Politik ebenfalls zum Handeln auf. „Uns fehlen weitere Angebote der Schadensminderung – wie etwa die Möglichkeit der Substanzanalyse in und außerhalb von Drogenkonsumräumen“, so Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
Gemeinsam mit mehr als 400 Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe sowie Selbsthilfegruppen, Ärzten, Wissenschaftlern sowie den Angehörigen Betroffener forderte der Bundesverband JES zudem eine konsequente Neuausrichtung der Drogenpolitik. Denn bei fortgesetzter Illegalität, Kriminalisierung und Inhaftierung von Drogen Konsumierenden werde eine Ausweitung der Hilfsangebote allein wenig bewirken können.
Der Drogentotengedenktag erinnert an die Menschen, die an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben sind. In vielen Städten, Gemeinden und Kommunen in Deutschland finden Gedenkveranstaltungen, Gottesdienste und weitere Aktionen statt. Ins Leben berufen wurde der Gedenktag von einer Mutter eines 1994 an Drogen verstorbenen jungen Mannes aus Gladbeck. © hil/sb/aerzteblatt.de

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