Medizin
Studie: Krebsrisiko steigt beim Typ-1-Diabetes mit der Insulindosis
Dienstag, 2. August 2022
Athens/Ohio – Je mehr Insulin Patienten mit Typ-1-Diabetes benötigen, um ihren Blutzucker zu stabilisieren, desto höher könnte ihr Risiko sein, im Alter an Krebs erkranken. Dies kam in einer Analyse der DCCT/EDIC-Studie in JAMA Oncology (2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.2960) heraus.
Die DCCT-Studie („Diabetes Control and Complications Trial“) ist allen Diabetologen ein Begriff. Sie hat Ende der 1980er Jahre gezeigt, dass eine intensivierte Insulintherapie, die die Insulindosis an den Bedarf der Patienten orientiert, das Komplikationsrisiko senkt. Vorher mussten sich Diabetiker an strenge Diätvorgaben halten. Heute können sie durch regelmäßige Blutzuckermessungen weitgehend selbst bestimmen, was sie essen.
Die 1.441 Teilnehmer werden seit dem Ende der DCCT-Studie in der EDIC-Studie („Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications“) regelmäßig nachuntersucht. Die Studie hat nicht nur die Insulinmengen protokolliert, die die Patienten benötigen, in den Krankenakten wurden auch alle Erkrankungen dokumentiert, die im Verlauf der Jahre aufgetreten sind.
Obwohl Patienten mit Typ-1-Diabetes (bis auf eine meist geringe Restproduktion der Betazellen) das gesamte Insulin, das sie zum Leben brauchen, injizieren müssen, bedeutet dies nicht, dass alle dieselbe Menge benötigen. Der Bedarf wird wie bei anderen Menschen auch stark vom Lebensstil beeinflusst. Er steigt bei Übergewicht und Bewegungsmangel an, vor allem wenn die Typ-1-Diabetiker im Alter zusätzlich an einem Typ-2-Diabetes erkranken, der mit einer Insulinresistenz einhergeht.
Bisher sind 93 von 1.303 Teilnehmern (7 %) der DCCT/EDIC-Studie an Krebs erkrankt, die meisten von ihnen altersbedingt in den letzten Jahren. Ein Team um Yuanjie Mao von der Ohio State University in Athens teilte die Personen nach ihrem Insulinbedarf in 3 Gruppen und verglich dann die Krebsinzidenz.
In der Gruppe, die täglich weniger als 0,5 Einheiten (E) Insulin pro Kilo Körpergewicht benötigte, betrug die Inzidenz 2,11 auf 1.000 Personen. In der mittleren Gruppe, die 0,5 bis 0,8 E/kg benötigte, erkrankten 2,87 auf 1.000 Personen und bei einem noch höheren Bedarf stieg die Inzidenz auf 2,91 pro 1.000 Personen.
Der absolute Unterschied mag gering erscheinen, in der Survival-Kurve war die Hazard Ratio jedoch beträchtlich. Sie betrug in einer 1. Analyse mit jedem Anstieg der Insulindosis um 1 E/kg 5,93. Allerdings zeigt ein weites 95-%-Konfidenzintervall von 1,21 bis 29,06 an, dass diese Zahl mit einer gewissen Zurückhaltung zu interpretieren ist. Bei einer 2. Analyse, die Sport und Cholesterin berücksichtigt, betrug die Hazard Ratio 4,13 (1,13-15,17).
Eine Hyperinsulinämie wird seit längerem als Risikofaktor für Krebserkrankungen diskutiert. Das Problem schien bisher nur auf Patienten mit Typ-2-Diabetes beschränkt, bei denen die Insulinproduktion der Betazellen infolge der Insulinresistenz deutlich gesteigert ist. Die Studie zeigt erstmals, dass auch beim Typ-1-Diabetes ein Zusammenhang bestehen könnte. © rme/aerzteblatt.de
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