Medizin
Kardiovaskuläres Ereignisrisiko nach Gichtanfall vorübergehend erhöht
Freitag, 5. August 2022
Nottingham – Eine retrospektive Beobachtungsstudie aus England zeigt, dass Gichtanfälle mit einem vorübergehend erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen einhergehen. Gichtpatienten mit einem kardiovaskulären Ereignis hätten mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit in den 120 Tagen vor dem Ereignis einen Anfall gehabt, berichten Wissenschaftler in JAMA (2022; DOI: 10.1001/jama.2022.11390).
Edoardo Cipolletta von der Academic Rheumatology an der University of Nottingham, Großbritannien, und seine Kollegen nutzten für ihre Untersuchungen Daten des Clinical Practice Research Datalink in England von Januar 1997 bis Dezember 2020.
Sie führten eine Fall-Kontroll-Studie mit 62.574 Gichtpatienten durch. Hinzu kam eine selbstkontrollierte Fallserie adjustiert um Jahreszeit und Alter mit 1421 Patienten, die sowohl einen Gichtanfall als auch ein kardiovaskuläres Ereignis gehabt hatten. Als kardiovaskuläres Ereignis waren ein akuter Myokardinfarkt oder ein Schlaganfall definiert.
Patienten mit und ohne kardiovaskuläre Ereignisse wurden gematcht
Von den Patienten mit einer neu diagnostizierten Gicht – im Schnitt 76 Jahre alt, fast 70 % Männer – wurden 10.475 mit kardiovaskulären Ereignisse in der Folge mit 52.099 Patienten ohne kardiovaskuläre Ereignisse gematcht.
Gichtpatienten mit einem kardiovaskulären Ereignis hatten im Vergleich zu denjenigen ohne Herzinfarkt oder Schlaganfall mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit in den 60 Tagen (2,0 % vs. 1,4 %; aOR 1,93 [95-%-KI 1,57-2,38]) und in den 61-120 Tagen vor dem Ereignis (1,6 % vs. 1,2 %]; aOR 1,57 [95-%-KI 1,26-1,96]) einen Gichtanfall gehabt. In den 121-180 Tagen vor dem Ereignis gab es keine entsprechende Assoziation.
Erhöhte Ereignisrate nach einem Gichtanfall
In der selbstkontrollierten Fallserie betrug die Rate an kardiovaskulären Ereignissen pro 1.000 Personentagen in den ersten 60 Tagen nach einem Gichtanfall 2,49 (95-%-KI 2,16-2,82). In den Tagen 61-120 lag sie bei 2,16 (95-%-KI 1,85-2,47) und in den Tagen 121-180 bei 1,70 [95-%-KI 1,42-1,98) – jeweils verglichen mit einer kardiovaskulären Ereignisrate von 1,32 (95-%-KI 1,23-1,41) pro 1.000 Personentagen in den 150 Tagen vor oder den 181-540 Tagen nach dem Gichtanfall.
Im Verglich zu 150 Tagen vor oder 181-540 Tagen nach dem Gichtanfall lag der Unterschied der Inzidenzraten für kardiovaskuläre Ereignisse bei 1,17 (95-%-KI 0,83-1,52) pro 1000 Personentage und die adjustierte IRR betrug 1,89 ([95-%-KI 1,54-2,30) in den ersten 60 Tagen.
In den Tagen 61-120 nach einem Gichtanfall betrug der Unterschied der Inzidenzraten 0,84 (95-%-KI 0,52-1,17) und die IRR 1,64 (95-%-KI 1,45-1,86). Und in den Tagen 121-180 nach einem Gichtanfall lagen die entsprechenden Werte bei 0,38 (95-%-KI 0,09-0,67) pro 1000 Personentagen und 1,29 (95-%-KI 1,02-1,64).
Die Autoren um Cipolletta schlussfolgern: „Unter Patienten mit Gicht hatten diejenigen mit kardiovaskulärem Ereignis – im Vergleich zu denjenigen ohne solches Ereignis – mit signifikant höherer in den Tagen zuvor4 einen Gichtanfall gehabt.“ © nec/aerzteblatt.de
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