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ARMIN-Projekt: Erste wissenschaftliche Ergebnisse veröffentlicht

Donnerstag, 25. August 2022

/Henrik Dolle, stockadobecom

Heidelberg – Die Zusammenarbeit und Aufgabenteilung zwischen Apothekern und Ärzten bei Medikations­analysen funktioniert überwiegend gut. Das hat eine Erhebung einer Forschungsgruppe der Abteilung Klinische Pharmakologie & Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg ergeben, die die externe Evaluation des ARMIN-Modellprojekts durchgeführt hat.

Das Modellprojekt ARMIN oder auch die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen, lief von 2014 bis Ende Juni 2022. ARMIN war ein gemeinsames Projekt der sächsischen und thüringischen Kassenärztlichen Verei­nigungen (KV) sowie den Apothekerverbänden und der Krankenkasse AOK Plus. Das Projekt ermöglichte für Versicherte der AOK Plus in den beiden Bundesländern durch enge Zusammenarbeit der Apotheker und Ärzte eine umfangreiche Medikationsanalyse.

Das Projekt sollte insbesondere die sichere und korrekte Einnahme der Medikamente fördern sowie die Therapietreue von chronisch kranken Patientinnen und Patienten im Rahmen eines gemeinsamen Medikationsmanagements von Arzt und Apotheker verbessern.

Im Herbst dieses Jahres wird ein umfangreicher Abschlussbericht zur Evaluation des Projekts erwartet. Erste Ergebnisse hat die Heidelberger Forschungsgruppe um die Pharmazeutin und Wissenschaftlerin Hanna Seidling nun bereits veröffentlicht.

Befragt wurden dafür im Zeitraum zwischen November 2020 und April 2021 alle 165 Ärzte und 243 Apotheker, die zu Beginn des Jahres 2020 am ARMIN-Projekt teilgenommen hatten. Insgesamt haben damit 15,8 Prozent der Apotheker (243 von 1536) und 3,9 Prozent der Ärzte (165 von 4178) in Sachsen und Thüringen bei ARMIN mitgewirkt.

Für die Studie konnten 112 Antworten von Ärzten und 163 Rückmeldungen von Apothekern berücksichtigt werden. Darunter waren auch 51 Arzt-Apotheker-Paare, die sich gemeinsam um Patienten gekümmert haben. Die Forschungsgruppe fragte dabei konkret nach der Aufgabenteilung, beziehungsweise welche Aufgaben alleine oder gemeinsam von Arzt oder Apotheker durchgeführt worden sind.

„Es gab Aufgabenbereiche, die beide Heilberufler ganz klar aufgeteilt hatten. Vor allem die Prüfung der Über- und Unterversorgung und die Begutachtung der klinischen Parameter haben die Ärzte bei sich und die Apotheker ebenfalls beim Arzt gesehen. Auf der anderen Seite haben die Apotheker insbesondere die Aufgabe der Informationen zur Lagerung der Medikamente aber auch die Ersterfassung der Medikation bei sich und die Ärzte auch eher bei den Apothekern gesehen“, sagte Seidling dem Deutschen Ärzteblatt. Gemeinsam wurde etwa die Aufgabe der Prüfung auf Nebenwirkungen oder Non-Adhärenz übernommen, so Seidling. Dies sei aber auch sinnvoll, etwa wenn ein Patient beim Apothekenbesuch von Beschwerden berichtet.

Allerdings gab es laut der Studie auch Abweichungen bei den Antworten. So hat der überwiegende Teil der Ärzte etwa die Aktualisierung von OTC-Medikamenten auf dem Medikationsplan als gemeinsame Aufgabe angesehen. Die Apotheker wiederum sahen diesen Bereich als ihre alleinige Aufgabe. Auch bei der Frage nach Problemen bei der Selbstmedikation gehen die Antworten der beiden Berufsgruppen auseinander. Auch hier sahen die Ärzte diese Aufgabe eher als gemeinsamen Bereich an, die Apotheker wiederum meinten, das sei alleiniger Verantwortungsbereich der Pharmazeuten.

Handlungsanweisungen wurden befolgt

Insgesamt schätzt Seidling die Ergebnisse zwar als nicht besonders überraschend ein. Denn: Zu Anfang des ARMIN-Modellprojekts gab es Handlungsanweisungen mit klaren Aufgabenaufteilungen. „Allerdings gab es im Laufe des Projekts keine monatlichen Anrufe oder Kontrollen durch die KVen oder Apothekerverbände, ob diese Aufgabenteilung auch tatsächlich so im Alltag umgesetzt worden ist“, erläuterte Seidling.

„Die Daten zeigen jetzt aber, dass die Blaupause tatsächlich überwiegend auch in der Routine gelebt wurde.“ Eine interprofessionelle Medikationsanalyse scheine also machbar zu sein und Ärzte und Apotheker hatten in der Routineversorgung häufig ähnliche Einschätzungen, wer für was zuständig ist, betonte Seidling.

Das Besondere sei an den Ergebnissen zudem, dass die Frage nach der Aufteilung der Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern im Rahmen von Medikationsanalysen bislang weder international noch in Deutschland in dieser Form wissenschaftlich untersucht worden sei, erklärte Seidling. Aufgrund dieser Forschungslücke habe sich die Gruppe entschieden, diese Ergebnisse für eine wissenschaftliche Publikation aufzugreifen.

Weitere Fragestellungen auch zur Befragung der Patienten und Auswertungen zu Sekundärdaten wie sich etwa die Gesundheitsversorgung durch ARMIN verändert habe, stünden noch aus und sollen in weiteren Publikationen oder im Abschlussbericht veröffentlicht werden, so Seidling. © cmk/aerzteblatt.de

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