Ärzteschaft
Diagnostik Stewardship: Klinisch-diagnostische Schnittstellen optimieren
Montag, 10. Oktober 2022
Hannover – Resistenzen gegen antimikrobiellen Substanzen und deren Auswirkungen stellen eine große Herausforderung nicht nur in der Humanmedizin, sondern auch der Veterinärmedizin dar. Das Netzwerk Junge Infektionsmedizin (Junite) strebt in diesem Zusammenhang eine Optimierung der klinisch-diagnostischen Schnittstelle bei der Infektionsdiagnostik an.
Errungenschaften durch die Entwicklung antimikrobieller Substanzen würden durch einen unreflektierten und unnötigen Einsatz dieser Substanzen gefährdet, so das Junite-Netzwerk. Zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen wurden national und international Strategien entwickelt und Programme implementiert, die nun weltweit zur Anwendung kommen. Einen wichtigen Baustein stelle neben der Antimicrobial Stewardship (ABS), welche weit verbreitet und gut bekannt ist, der etwas neuere Bereich des Diagnostic Stewardship.
Noch bevor das ABS greift, soll Diagnostic Stewardship durch Optimierung des Einsatzes diagnostischer Mittel und Verhinderung falscher oder unnötiger Diagnostik helfen, den Einsatz antimikrobieller Substanzen zu steuern und Resistenzen zu verhindern. Falsch positive oder falsch negative Befunde könnten durch eine richtig gewählte und korrekt durchgeführte Diagnostik verringert werden.
Eine relevante Schnittstelle ist dabei die Synchronisierung fallbezogener klinischer Informationen mit den zur Verfügung stehenden diagnostischen Möglichkeiten. Im klinischen Alltag zeigt sich laut Junite häufig die Diskrepanz, dass nicht sicher bekannt ist, was für eine Diagnostik unter Auswahl einer Probenart durchgeführt wird und welche Fragen damit beantwortet beziehungsweise nicht beantwortet werden.
Die klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte würden zwar meist über eine genaue Vorstellung verfügen, welche Testresultate sie erhalten möchten – die diagnostische Strategie und die Laborabläufe seien ihnen jedoch häufig nicht bekannt.
Insbesondere bei weniger erfahrenen KollegInnen komme es so vermehrt zu falsch eingesandtem oder gewonnenem Material, zu Diskrepanzen zwischen eigentlicher Fragestellung und via Probe suggerierter Fragestellung und/oder zur Fehlinterpretation eines Befundes je nach klinischem Kontext.
Diese entstehende „Black-Box“ zwischen Einsendern und Diagnostikern will eine Arbeitsgruppe bei Junite in einem Projekt analysieren. Um einen initialen Eindruck zu erhalten, welche klinischen Fragestellungen und welche diagnostischen Pfade am häufigsten fehlerbehaftet sind, hat die Arbeitsgruppe eine Umfrage entworfen – im Anschluss soll ein Algorithmus entwickelt werden, der die Schnittstelle zwischen Klinik und Diagnostik verbessert. © aha/aerzteblatt.de

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