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Medizin

Long COVID: Beschwerden bessern sich bei den meisten Menschen innerhalb eines Jahres

Mittwoch, 12. Oktober 2022

/freshidea, stock.adobe.com

Seattle – Die Erholung von COVID-19 dauert umso länger, je schwerer die Erkrankung war, doch in allen Gruppen zeichnet sich nach 1 Jahr ein deutlicher Rückgang der Symptome ab. Dies zeigt eine globale Meta-Analyse im amerikanischen Ärzteblatt JAMA (2022; DOI: 10.1001/jama.2022.18931), die die Daten von mehr als eine Million Patienten aus 22 Ländern analysiert hat.

Auch bei anderen Infektionen, von einer Influenza bis zum Ebola-Fieber, ist die Erkrankung nicht vorüber, wenn die Infektion überwunden ist. Vor allem Patienten, die auf Intensivstationen behandelt wurden, leiden noch Monate oder Jahre später unter Einschränkungen der Gesundheit, die klinisch schwer zu fassen sind. Häufig stehen Müdigkeit, Abgeschlagenheit und kognitive Störungen im Vordergrund.

Bei respiratorischen Erkrankungen kommen häufig Atemstörungen und eine rasche Erschöpfung hinzu. In seltenen Fällen kann dies zu einem chronischen Fatigue-Syndrom führen, das auch als myalgische Enzepha­lomyelitis bezeichnet wird, um eine organische Pathogenese zu betonen.

Nach COVID-19 wird die verzögerte Erholung als Long COVID bezeichnet. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Long COVID pragmatisch als gesundheitliche Beeinträchtigungen, die 3 Monate nach der akuten Erkrankung noch weiter bestehen, wobei der Symptomkatalog breit gefächert ist.

Über die Häufigkeit und Dauer von Long COVID gibt es bisher nur ungenaue Angaben. Ein Team um Theo Vos vom Institute for Health Metrics and Evaluation in Seattle, das bei globalen Analysen zum Gesundheits­zustand führend ist, hat jetzt die Ergebnisse aus 54 Studien und 2 medizinischen Datenbanken analysiert, die insgesamt 1,2 Mio. Patienten aus 22 Ländern (darunter Deutschland) umfasst.

Danach litten 6,2 % der Patienten auch 3 Monate nach der Erkrankung noch unter mindestens 1 Symptom aus den Symptomkomplexen Fatigue, kognitive Störungen und respiratorische Störungen, wobei das weite 95-%-Konfidenzintervall von 2,4 % bis 13,3 % anzeigt, dass diese Schätzung noch auf sehr unsicherem Boden steht.

Klar erscheint aber, dass der Schweregrad der akuten Erkrankung ein wesentlicher Prädiktor für Long COVID ist: Patienten, die auf Intensivstation behandelt wurden, litten nach 3 Monaten zu 43,1 % (22,6-65,2 %) unter Symptomen. Bei den Patienten, die nur hospitalisiert waren, betrug die Häufigkeit 27,5 % (12,1-47,8 %), und von den Patienten, die nicht stationär aufgenommen werden mussten, hatten sich nach 3 Monaten 5,7 % (1,9-13,1) noch nicht erholt. Die Gesamtprävalenz betrug 6,2 % (2,4-13,3 %). In allen Gruppen waren Frauen häufiger betroffen als Männer.

Nach 1 Jahr ist die Situation insgesamt besser – allerdings weiterhin mit sehr weiten 95-%-Konfidenz­inter­vallen. Von den ehemaligen Intensivpatienten klagten noch 20,5 % (9,8-32,9 %) über anhaltende Beschwer­den gegenüber 11,1 % (4,7-19,7 %) unter den hospitalisierten und 0,7 % (0,2-1,5 %) unter den ambulanten Patienten.

Die Gesamtprävalenz betrug 0,9 % (0,3-2,0 %). Das bedeutet, dass 99 von 100 Patienten sich vollständig erholt haben. Nach einer weiteren Berechnung beträgt die geschätzte mittlere Dauer von Long COVID bei hospitalisierten Patienten 9,0 Monate (7,0-12,0 Monate) und bei ambulanten Patienten 4,0 Monate (3,6-4,6 Monate). © rme/aerzteblatt.de

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