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Deutschland braucht Klimaziel für das Gesundheitswesen

Freitag, 21. Oktober 2022

/lassedesignen, stock.adobe.com

Nürnberg – Das Gesundheitssystem in Deutschland braucht ein klares Klimaziel. Allerdings sei die Bundesre­gierung bei der Erreichung der Klimaneutralität im Gesundheitswesen noch viel zu untätig. Das betonte heute Dorothea Baltruks vom Centre for Planetary Health Policy und Klug, der deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, bei einer Pressekonferenz der Orga­nisation IPPNW Deutschland (Internatio­nale Ärzte für die Ver­hütung des Atomkrieges).

„Da kommt vom Gesundheitsministerium auf deutscher Seite noch nichts“, kritisierte Baltruks. „Wir haben fast keine Vorgaben für das Gesundheitswesen, um nachhaltig zu werden“, bemängelte sie weiter. „Im Gegenteil, im Moment gibt es viele gesetzliche Barrieren, um überhaupt diesen Weg in die Klimaneutralität zu gehen.“

Das Wirtschaftlichkeitsprinzip im Gesundheitswesen führe ihrer Auffassung nach etwa dazu, dass nur die güns­tigsten Alternativen gewählt werden müssten. Nachhaltigkeit dürfe keine zusätzliche Rolle spielen, so Baltruks.

Gerade bei Arzneimitteln, die einen Anteil von etwa 20 Prozent des ökologischen Fußabdrucks im Gesund­heitswesen ausmachen würden, bestünden viele Hindernisse. Es sei zwar bereits eine Umweltverträglichkeits­prüfung bei neu zugelassenen Arzneimitteln vorgesehen, diese spiele aber keine Rolle bei der Kosten-Nutzen­-Abwägung eines Humanarzneimittels.

Baltruks wies aber auch darauf hin, dass es in Deutschland immer mehr Klimamanager in den Kranken­­häu­sern und entsprechende Fördertöpfe gebe, auf die man sich bewerben könne. Trotzdem brauche es weiter­gehende Investitionen, um das Gesundheitssystem selbst zu transformieren und klimaneutral zu gestalten.

Andere Länder sind Baltruks zufolge bereits weiter. In Großbritannien gebe es beispielsweise ein Klimaneu­tralitätsziel für den Gesundheitssektor und genau Berechnungen, wo konkret Emissionen entstehen. Und in Österreich gebe es etwa seit einigen Wochen ein Beratungspro­gramm für Gesundheitseinrichtungen, um klimaneutral zu werden.

Unter dem Pilotprojekt „Beratung klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ fördert das österreichische Gesundheitsministerium seit wenigen Wochen Gesundheitseinrichtungen, um sich professionelle Hilfe und Unterstützung bezüglich klimaschützender Maßnahmen zu holen.

Beratungsprogramm in Österreich auch für Arztpraxen

Das Projekt richtet sich an Krankenhäuser, Pflegeheime, aber auch Arztpraxen oder Apotheken. Vorgesehen ist, dass die Gesundheitseinrichtungen von Fachleuten begleitet werden. Anhand zuvor identifizierter Handlungs­felder werde ein individueller Klimaaktionsplan erstellt. Zusätzlich bekommen die Gesundheitseinrichtungen Informationen zu speziellen Fördermög­lichkeiten mit dem Ziel der Klimaneutralität, heißt es weiter.

Derzeit werden damit rund 130 Gesundheitseinrichtungen dabei unterstützt, sich in Richtung Klimaneutrali­tät zu bewegen. Die Teilnahme an dem Programm ist für die Einrichtungen dabei kostenfrei.

In Österreich würden laut der Agenda Gesundheitsförderung durch das Gesundheitswesen rund 6,8 Millionen Tonnen CO2 und damit etwa sieben Prozent des österreichischen CO2-Fußabdrucks verursacht. In Deutschland beträgt der Anteil des Gesundheitswesens rund 5,2 Prozent der Gesamtemissionen.

Die Kliniken seien brennend an dem Beratungsprogramm interessiert, weil es gerade jetzt auch attraktiv sei, durch Energiesparmaßnahmen Geld einzusparen, so Baltruks. Sie halte das Vorgehen des österreichischen Gesundheitsministeriums, ein solches Programm zu finanzieren, für richtig und wichtig.

Ob das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ein ähnliches Beratungsprogramm wie in Österreich plant, ließ das Ministerium heute auf Anfrage bislang unbeantwortet. © cmk/aerzteblatt.de

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