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Ärzteschaft

Kongress erinnert an NS-Ärzteprozess vor 75 Jahren

Montag, 24. Oktober 2022

Im großen Schwurgerichtssaal von Nürnberg begann am 21. November 1946 unter Vorsitz des Gerichtspräsidenten Walter B. Beals der Prozess gegen 23 Nazi-Ärzte und Wissenschaftler mit der Verlesung der Anklageschrift./dpa

Nürnberg – Ein internationaler Kongress zu „Medizin und Gewissen“ hat am Wochenende in Nürnberg an den ersten Prozess gegen NS-Ärzte erinnert, der dort vor 75 Jahren endete.

Sieben der 23 Angeklagten wurden damals von einem US-Militärtribunal zum Tode wegen tödlicher Menschen­experimente, sadistischer Quälereien und ihrer Verantwortung für die Ermordung hunderttausender kranker und behinderter Menschen verurteilt.

Die anderen wurden freigesprochen oder kamen trotz zum Teil lebenslanger Haftstrafen bald wieder auf freien Fuß und konnten ihre Karrieren fortsetzen.

Der Prozess war zugleich wegweisend für die Entwicklung der Medizinethik. So besagt der sogenannte Nürn­berger Kodex, dass kein Mensch ohne seine freiwillige, informierte Zustimmung medizinisch behandelt wer­den darf.

An der von der Ärzteorganisation IPPNW veranstalteten dreitägigen Konferenz nahmen laut Mitteilung von gestern rund 250 Medizinerinnen und Mediziner sowie Studierende teil.

Paul Weindling von der Oxford Brokes University bemängelte, dass bis heute keine vollständige Auflistung von Euthanasieopfern der Nazis existiere. „Es gibt also immer noch viel zu tun zur Identifizierung und Res­pektierung vieler Opfer.“

George J. Annas von der Bosten University School zeigte auf, dass die inhumane Praxis von Menschenversu­chen trotz der Lehren aus den Nürnberger Ärzteprozessen fortgesetzt wurde. Er verwies auf Plutonium-Ver­suche in den USA, mit denen die Wirkung von Radioaktivität auf den menschlichen Organismus erforscht werden sollte.

Sondra Crosby aus Boston sagte, Ärztinnen und Ärzte in den USA hätten Folterungen der CIA im Gefängnis Abu Ghraib und auf Guantanamo vorbereitet, fachlich begleitet und dokumentiert. Bis auf einen Zivilprozess gegen zwei Psychologen seien keinerlei Ermittlungen gegen sie aufgenommen worden.

Die Vorsitzende der deutschen IPPNW-Sektion, Angelika Claussen, sagte, ihre Organisation sehe in der Klima­krise und der zunehmenden Gefahr eines Atomkriegs die beiden größten Bedrohungen im 21. Jahrhundert.

Russland und die USA sollten eine Verzichtserklärung zum Ersteinsatz solcher Waffen unterzeichnen. Au­ßer­dem sprach sich Claussen für einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und eine Verhandlungslösung aus. © kna/aerzteblatt.de

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