Medizin
COVID-19: Infizierte sind sichere Organspender für Herztransplantationen
Dienstag, 1. November 2022
Los Angeles – Angesichts eines in der Pandemie verschärften Organmangels haben einige US-Zentren begonnen, mit SARS-CoV-2 infizierte Spender für Herztransplantationen zu akzeptieren. Nach den Ergebnissen, die am kommenden Wochenende auf der Jahrestagung der American Heart Association vorgestellt werden, waren die Ergebnisse bisher ausgezeichnet.
Die Datenbank des „United Network for Organ Sharing“ registrierte zwischen Februar 2021 und März 2022 insgesamt 3.289 Herztransplantationen. Darunter waren 84 Operationen, bei denen das Herz eines mit SARS-CoV-2 infizierten Spenders verwendet wurde. Bei den Spendern war in den letzten 7 Tagen vor dem Tod entweder ein PCR-Test oder ein Antigentest positiv ausgefallen oder die Erkrankung war auf andere Weise bestätigt worden.
Ob die Spender zum Zeitpunkt der Organentnahme virämisch waren, was die Gefahr einer Übertragung bedeutet hätte, geht aus den Angaben von Samuel Kim von der David Geffen School of Medicine in Los Angeles und Mitarbeitern nicht hervor. Unklar bleibt auch, ob die Organe nach einer kalten Ischämiezeit von 3,7 Stunden getestet wurden. In der Kontrollgruppe der nicht infizierten Spender betrug die kalte Ischämiezeit 3,5 Stunden.
Die Transplantationen selbst verliefen komplikationslos. Die Patienten konnten nach 15 Tagen (versus 17 Tagen in der Kontrollgruppe) die Klinik verlassen. Die Häufigkeit eines unmittelbaren Transplantatversagens war mit 2,4 % versus 1,0 % leicht, aber statistisch nicht signifikant erhöht.
Der P-Wert betrug 0,22; signifikant wäre ein Wert von unter 0,05 gewesen. Kein Patient erlitt einen postoperativen Schlaganfall versus 3,0 % in der Vergleichsgruppe (P = 0,18). Bei 15,5 % versus 13,4 % (P = 0,52) der Patienten war eine postoperative Dialyse notwendig.
Das Transplantatüberleben nach 30 Tagen betrug 96,1 % versus 97,0 % (P = 0,63). Bei keinem der 4 verstorbenen Organempfänger konnte eine pulmonale oder infektiöse Todesursache nachgewiesen werden. Die guten Ergebnisse haben den Mut der Zentren erhöht. Die Verwendung von Organen von COVID-19-positiven Spendern hat während des gesamten Studienzeitraums zugenommen.
Die Forscher waren von den guten Ergebnissen selbst überrascht. Sie hatten erwartet, dass sich die schweren Lungenschäden der COVID-19-Patienten negativ auf die Qualität der Spenderorgane auswirken würden. Bisher hätten die Organe jedoch dieselbe Qualität gehabt wie von Spendern, die aus anderen Gründen verstorben waren.
© rme/aerzteblatt.de

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