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Medizin

B-Linien ALL: Blinatumomab erhöht Überlebensraten deutlich, auch nach initial gutem Ansprechen

Donnerstag, 15. Dezember 2022

/ tonefotografia, stock.adobe.com

New Orleans – Der bispezifische Antikörper Blinatumomab verbessert bei Patienten mit neu diagnostizierter akuter lymphatischer Leukämie (ALL) der B-Zellreihe das Gesamtüberleben und das rückfallfreie Überleben erheblich, wenn er nach der Induktionsbehandlung in die Konsolidierung mit Zytostatika integriert wird.

Zyklen mit Blinatumomab sollten neuer Standard werden in der Konsolidierungstherapie bei unvorbehandelten Patienten mit B-Linien-ALL, auch wenn nach der Induktionstherapie keine Resterkrankung messbar ist (MRD-negativ) – ein prognostisch günstiger Faktor. Rezidive sind dennoch häufig.

„Nun belegen erstmals die Daten einer randomisierten Studie, dass auch Patienten, die durch die Induktionsbehandlung krankheitsfrei geworden sind, einen deutlichen Überlebensvorteil durch Blinatumomab haben“, sagte Mark R. Litzow, Professor an der Mayo Clinic in Rochester, bei der 64. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) in New Orleans. Die Blinatumomabtherapie sollte deshalb für diese Patienten Standard werden.

Die randomisierte ECOG-ACRIN E1910-Studie (USA, Kanada, Israel) schloss 488 erwachsene Patienten im Alter von 30 bis 70 Jahren mit neu diagnostizierter B-Linien ALL ein. Die Leukämie war molekulargenetisch BCR::ABL1-negativ.

Alle Patienten erhielten eine Induktionschemotherapie mit Addition von pegylierter Aspargase bei jüngeren (< 55 Jahre) und von Rituximab bei CD20-positiven Patienten. Teilnehmer mit morphologischer Komplettremission blieben in der Studie und erhielten eine weitere, intensivierte Chemotherapie als Prophylaxe gegen ZNS-Rezidive.

Danach erfolgte die Untersuchung auf eine messbare Resterkrankung. MRD-positive Patienten wurden dann mit dem Antikörper therapiert, da zwischenzeitlich eine Wirksamkeit für diese Patientengruppe nachgewiesen und in den USA eine Zulassung erteilt worden war.

Die 224 Probanden mit MRD-negativem Befund (< 0,01 % Leukämiezellen) wurden randomisiert in eine Gruppe mit Standardkonsolidierung, nämlich 4 Zyklen Zytastatika (n = 112), und in eine zweite Gruppe, die abwechselnd mit den 4 Zytostatikazyklen zusätzlich 4 Zyklen Blinatumomab erhielt (n = 112).

Es schloss sich eine 2,5-jährige Erhaltungstherapie für beide Gruppen an, allogene Stammzelltransplantationen waren optional. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben der MRD-negativen Gruppe ab dem Zeitpunkt der Randomisierung: mit und ohne Blinatumomab.

Litzow stellte entsprechende Interimsergebnisse der Phase-3-Studie ECOG-ACRIN E1910 vor (Abstract LBA-1). Hintergrund der klinischen Studie ist, dass Blinatumomab sich bereits bei Patienten mit einem Rezidiv der B-Linien ALL als prognoseverbessernd erwiesen hatte und dafür inzwischen zugelassen ist.

Auch bei Patienten, die zwar nicht rezidiviert, aber nach der Induktion noch MRD-positiv sind, verlängert Blinatumomab das krankheitsfreie Überleben. In ECOG-ACRIN E1910 sollte untersucht werden, ob auch Patienten, die durch die Induktion mit Zytostatika krankheitsfrei geworden waren (MRD-negativ: < 0,01 % residuelle ALL-Zellen) und damit eine vergleichsweise gute Prognose haben, noch von Blinatumomab profitieren könnten.

Blinatumomab ist ein bispezifischer Antikörper mit einer Bindungsstelle für CD19 auf B-Lymphozyten und einer zweiten für CD3, das auf T-Zellen exprimiert wird. Damit verbindet das Antikörpermolekül die (malignen) B-Zellen mit den T-Zellen, was zur Lyse der B-Zelle führt. Für die Rezidivtherapie bei B-Linien ALL ist Blinatumomab in Europa bereits zugelassen.

Überlebenskurven trennen sich nach einem Jahr

Die Kaplan-Meier-Kurven beim Gesamtüberleben der MRD-negativen Patienten trennten sich bereits nach circa 1 Jahr zwischen den Studienarmen mit Standardkonsolidierung (Chem) und Chem plus Blinatumomab (Blin). Bei einem Follow-up von median 43 Monaten war das mediane Überleben im Studienarm Blin + Chemo noch nicht erreicht, im Chemoarm betrug es 71,4 Monate.

Die Hazard Ratio (HR) für Tod verringerte sich damit auf 0,42 im Arm Blina + Chemo versus Chemo (p < 0,003). Beim medianen rückfallfreien Überleben waren die Unterschiede ähnlich: Dieser sekundäre Endpunkt war unter Blin + Chemo noch nicht erreicht und lag im Chemoarm bei 22,4 Monaten (HR: 0,46; p = 0,004).

„Es gab keine unerwarteten Nebenwirkungen, diese waren im Allgemeinen kontrollierbar“, sagte Litzow. Patienten, die am Ende der Induktion noch MRD-positiv sind, sollten ohnehin Blinatumomab als Teil der Konsolisierungstherapie erhalten und seien potenzielle Kandidaten für eine Stammzelltransplanation. Bei MRD-negativen sei Blinatumomab als Rezidivprophylaxe ebenfalls hoch wirksam, hier ließen sich vermutlich Stammzelltransplantationen einsparen, meinte Litzow.

Cynthia Dunbar von den National Institutes of Health in Bethesda, Kalifornien, und Sprecherin der ASH kommentierte bei einer Pressekonferenz, die Daten dieser Phase-3-Studie seien ausgesprochen positiv. „Sie werden die klinische Praxis in der Hämatoonkologie verändern.“ © nsi/aerzteblatt.de

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