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Medizin

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördert gesundes Altern und verlängert das Leben

Dienstag, 17. Januar 2023

/Peter Atkins, stock.adobe.com

Bethesda/Maryland – Eine erhöhte Natriumkonzentration im Serum, die auf eine zu geringe Trinkmenge hinweist, ist bei Erwachsenen mit einer vorzeitigen Alterung, einem Anstieg von chronischen Erkrankungen und einer kürzeren Lebenserwartung verbunden. Dies kam in einer prospektiven Beobachtungsstudie in EBioMedicine (2023; DOI: 10.1016/j.ebiom.2022.104404) heraus.

In einer früheren Studie hatten Forscher am US-amerikanischen „National Heart, Lung, and Blood Institute“ (NHLBI) zeigen können, dass eine lebenslange Wasserbeschränkung, die mit einem Anstieg des Serumnatriums um 5 mmol/l verbunden war, die Lebensdauer von Mäusen um 6 Monate verkürzte, was etwa 15 Jahren beim Menschen entspricht.

Die Wasserrestriktion hatte bei den Nagern die Stoffwechselaktivität gesteigert, die Nahrungsaufnahme und der Energieverbrauch waren erhöht, und es kam zu einem Anstieg von Entzündungs- und Gerinnungsmarkern. Die Tiere alterten frühzeitig, und sie litten frühzeitig unter Organschäden in Nieren und Herz.

Eine Analyse der ARIC-Studie („Atherosclerosis Risk in Communities“) deutet darauf hin, dass ähnliche Veränderungen auch beim Menschen auftreten. Die Studie begleitet seit 1987 eine Kohorte von 11.255 Erwachsenen, die zu Beginn der Studie in den 50er Lebensjahren waren und inzwischen ein Alter von 70 bis 90 Jahren erreicht haben.

Im Verlauf der Zeit war 5-mal das Serumnatrium bestimmt worden. Bei Erwachsenen liegt der Wert normalerweise zwischen 135 und 145 mmol/l. Ein Anstieg, Hypernatriämie, deutet auf eine verminderte Flüssigkeitszufuhr über die Nahrung hin.

In seiner früheren Publikation hatte das Team um Natalia Dmitrieva vom „Laboratory of Cardiovascular Regenerative Medicine“ am NHLBI in Bethesda/Maryland zeigen können, dass eine Hypernatriämie mit einem Anstieg der Gerinnungs- und Entzündungsmarker assoziiert war. Im letzten Jahr berichteten sie, dass die Hypernatriämie auch das Risiko auf eine linksventrikuläre Hypertrophie und eine chronische Herzinsuffizienz im spä­teren Lebensalter erhöht.

In der aktuellen Publikation haben die Forscher die möglichen Auswirkungen auf das biologische Alter, die Entwicklung von chronischen Erkrankungen und die Mortalität untersucht. Das biologische Alter schätzten die Forscher mit einen Score ein, der 15 Parameter enthielt zu Herz-Kreislauf-System (systolischer Blutdruck), Nierenfunktion (eGFR, Cystatin-C, Harnstoffstickstoff, Kreatinin, Harnsäure), Lungenfunktion (FEV1), Stoffwechsel (Glukose, Cholesterin, HbA1c, glykiertes Albumin, Fruktosamin), und Immunsystem/Entzündung (CRP, Albumin, Beta-2-Mikroglobulin).

Ergebnis: Teilnehmer mit einem Serumnatrium von mehr als 144 mmol/l hatten zu 44 % häufiger ein erhöhtes biologisches Alter (Odds Ratio 1,44; 95-%-Konfidenzintervall 1,10-1,88). Bei einer Beschränkung auf die wichtigsten 9 Parameter waren sie sogar zu 50 % (Odds Ratio 1,50; 1,14-1,96) vorzeitig gealtert. Das Risiko war auch im oberen Normalbereich des Serumnatriums von 142,5 bis 144 mmol/l um 14 % erhöht (Odds Ratio 1,14; 1,01-1,29).

Die Teilnehmer mit einer Hypernatriämie erkrankten im Verlauf der Zeit auch zu 39 % früher (Odds 1,39; 1,18-1,64) und am Ende häufiger an Herzinsuffizienz, Demenz, chronische Lungenerkrankung oder Schlaganfall (Odds Ratio 1,63; 1,33-2,01). Das Risiko auf einen vorzeitigen Tod war ebenfalls signifikant um 21 % erhöht (Hazard Ratio 1,21; 1,02-1,45).

Die Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie können einen Zusammenhang niemals zweifelsfrei beweisen. Sie zeigen aber, dass die tierexperimentellen Ergebnisse (JCI insight 2019; DOI: 10.1172/jci.insight.130949) auf den Menschen übertragbar sein könnten. Der Nachweis eines erhöhten Serumnatriums (142 mmol/l oder höher) in einer Laboranalyse sollte nach Ansicht von Dmitrieva die Patienten veranlassen, ihre Flüssigkeitszufuhr zu steigern.

Frühere Studien haben gezeigt, dass die meisten Erwachsenen zu wenig trinken. Mit dem Alter steigt der Anteil, weil das Durstempfinden nachlässt. In Deutschland nahmen in einer Studie aus dem Jahr 2011 Männer im Durchschnitt nur 1,5 Liter und Frauen 1,2 Liter Flüssigkeit auf. Die „European Food Safety Agency“ (EFSA) rät zu einer Gesamtwasseraufnahme von 2,5 Litern für Männer und 2 Litern für Frauen, wobei 20 % mit der festen Nahrung aufgenommen werden. Der Rest muss getrunken werden. © rme/aerzteblatt.de

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