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Politik

Lauterbach erneuert Ruf nach mehr Studienplätzen für Humanmedizin

Montag, 9. Januar 2023

/dpa

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Bundesländer erneut dazu aufgerufen, zügig mehr Studienplätze für Humanmedizin zu schaffen, da in den nächsten Jahren zehntausende Ärzte aus dem Beruf ausscheiden.

„Dieses Defizit können wir nicht ausgleichen, indem wir ärmeren Ländern dort dringend benötigtes Fachpersonal abwerben“, sagte der SPD-Politiker gestern der Bild am Sonntag. Wenn man die Zahl der Medizinstudienplätze nicht um 5.000 erhöhe, werde man die Babyboomergeneration in naher Zukunft nicht mehr angemessen versor­gen können. Auch eine Kranken­hausreform mache „wenig Sinn“, wenn für die Kliniken nachher die Ärzte fehlten.

Unterstützung kommt von der Bundesärztekammer (BÄK). „Die Länder müssten jetzt handeln“, forderte BÄK-Präsi­dent Klaus Reinhardt in der Zeitung. „Die Fakultäten haben aber Angst vor Qualitätsverlust in der Lehre, wenn sie immer mehr Studenten ohne zusätzliche Mittel ausbilden.“ Da das Medizinstudium für die Länder sehr teuer ist, schlägt Reinhardt vor, dass der Bund für den Ausbau von Medizinstudienplätzen Geld zuschießt.

Der Marburger Bund (MB) warnte vor dem Mangel an Medizinstudienplätzen. Der geplante Zuwachs sei „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagte die MB-Vorsitzende Susanne Johna. Mit Blick auf das sechsjährige Stu­dium und mindestens fünf Jahren Facharztweiterbildung erklärte sie: „Selbst wenn man jetzt aufstockt, ist der Wettlauf gegen die Zeit kaum zu gewinnen.“

Der Deutsche Hausärzteverband sieht die Aufstockung als wichtigen Schritt, mahnt aber weitere an. „Der Ärzte­man­gel ist nicht nur ein Problem der Arztzahlen, sondern allem voran ein Verteilungsproblem“, sagte der Bundes­vorsitzende Markus Beier. Es brauche dringend mehr junge Menschen, die sich nach ihrem Studium dazu ent­schei­den würden, als Hausärzte die Patientenversorgung insbesondere auf dem Land und in strukturschwachen Regionen zu übernehmen.

Der Deutsche Ärztetag hatte im Mai gefordert, die Zahl der Studienplätze um 6.000 zu erhöhen. In Deutsch­land beginnen derzeit nach Angaben der Bundesregierung jährlich rund 11.600 Studentinnen und Studenten ein Medizinstudium. Insgesamt gibt es derzeit rund 75.000 Medizinstudierende, von denen allerdings über 7.700 im Ausland eingeschrieben sind.

2021 waren bei den Landesärztekammern 416.120 berufstätige Ärztinnen und Ärzte gemeldet. Nach Angaben der Bundesärztekammer steht allerdings jeder fünfte von ihnen unmittelbar vor dem Ruhe­stand. Allerdings kommt ein Ausbau von Medizinstudienplätzen kaum voran, wie eine Antwort der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr zeigte.

Demnach konnte in den fünf Jahren seit dem Beschluss des „Masterplans Medizinstudium 2020“ im Jahre 2017 durch Bund und Länder die Zahl der jährlich für das Me­dizinstudium zugelassenen Studierenden um 828 von 10.803 (2017) auf 11.631 (2021) gesteigert werden.

Einzig Bayern plant künftig einer Umfrage der Bild zufolge einen nennenswerten Aufwuchs. „In den kommenden Jahren“ sollen dort 2.700 neue Medizinstudienplätze entstehen, wie das Wissenschafts­minis­terium in München mitteilte. An der Universität Oldenburg soll perspektivisch von 120 auf 200 Studien­plätze aufgestockt werden.

Die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft gab an, dass an der Berliner Charité in diesem Jahr 19 zusät­zliche Medizinstudienplätze entstehen sollen. Die meisten anderen Länder planen für dieses Jahr keinen Zu­wachs. © kna/aerzteblatt.de

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