Ärzteschaft
USA: Sexuelle Belästigung bei Ärztinnen in Weiterbildung keine Seltenheit
Mittwoch, 18. Januar 2023
Michigan – Eine von vier Ärztinnen und einer von 31 Ärzten in internistischer Weiterbildung in den USA haben schon einmal sexuelle Belästigung erlebt. Das ist das Ergebnis einer im JAMA Internal Medicine publizierten Umfrage (2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.6108).
Von den 22.277 Befragten gaben 12,5 Prozent (n=2.855) an, mindestens einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt zu haben. Davon waren 24,8 Prozent (2.461) weiblich und 3,2 Prozent (384) männlich.
59,6 Prozent (1.702 von 2.855) von denjenigen, die von sexueller Belästigung berichteten, kannten das formelle Meldesystem. Jedes Krankenhaus in den USA habe dafür sein eigenes Berichterstattungssystem, sagte Studienautorin Elizabeth M. Viglianti von der University of Michigan dem Deutschen Ärzteblatt.
In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu melden. So besteht etwa die Möglichkeit, sich an den Betriebs- oder Personalrat zu wenden. An Unikliniken und auch an einigen weiteren Häusern, gibt es Gleichstellungsbeauftragte, bei denen man Unterstützung suchen kann. Einen Überblick über verschiedene Anlaufstellen hat der Ärztinnenbund zusammengefasst.
Weniger als die Hälfte meldet eine sexuelle Belästigung
Die Mehrheit der Studienteilnehmenden, die von dem Meldesystem wusste, hatten ihr jeweils einschneidendstes Erlebnis jedoch nicht gemeldet: 61,3 Prozent der Ärztinnen und 66,8 Prozent der Ärzte.
Ärzte meldeten eine sexuelle Belästigung häufiger an die Leitung der Facharztweiterbildung als Ärztinnen: 30,5 Prozent versus 18,7 Prozent. Nur etwa die Hälfte der Meldenden war mit dem Resultat der Meldung zufrieden.
„Ein wichtiger erster Schritt ist es, eine Kultur zu schaffen, die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung unterstützt, wenn sie eine sexuelle Belästigung melden,“ sagte Viglianti. Auf einen Bericht müssten sinnvolle Maßnahmen folgen und die Angestellten müssten wissen, dass sich aufgrund ihrer Meldung etwas ändert, so Viglianti weiter.
Etwa jede 5. der befragten Ärztinnen (n=2.348) erlebte geschlechterspezifische Belästigung, während es bei den Ärzten etwa 2 von 100 (n=220) waren. Ungewollte sexuelle Aufmerksamkeit erhielten 11,8 Prozent (n=1.172) der Ärztinnen und 1,8 Prozent (n=220) der Ärzte. Von einer sexuellen Nötigung berichteten 0,3 Prozent (n=32) der Frauen und 0,2 Prozent (n=25) der Männer. Von wem die sexuelle Belästigung ausging, wurde in der Studie nicht erhoben.
An der computerbasierten Umfrage konnten Ärztinnen und Ärzte freiwillig teilnehmen, die zwischen August und September 2021 eine Zwischenprüfung des American College of Physician absolviert hatten. Dabei handelt es sich um einen online Test zur Selbsteinschätzung für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung. © mim/aerzteblatt.de

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