Vermischtes
Lieferengpässe bei 391 Medikamenten
Dienstag, 17. Januar 2023
Berlin – In Deutschland bestehen im Augenblick Lieferengpässe bei 391 Medikamenten. Das geht aus der Datenbank des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hervor. Die Diskussion um die Grüne geht unterdessen weiter. Der Verband der Innungskrankenkassen (IKK) sieht die Schuld dafür nicht bei den Krankenkassen.
„Die Rabattverträge sind nicht – wie oft von den Pharmafirmen postuliert und von der Politik angeführt – Ursache für die Lieferengpässe“, hieß es aus dem Verband. Der IKK-Vorstandsvorsitzende, Hans-Jürgen Müller, wies darauf hin, dass die Engpässe auch den Krankenhausbereich beträfen, obwohl die Rabattverträge der Krankenkassen dort nicht griffen.
Zudem seien auch viele freiverkäufliche Medikamente von Lieferengpässen betroffen. „Das Zusammenspiel von globalisierten Produktions- und Vertriebsketten, fehlender Bevorratung und einem sich sprunghaft entwickelnden Krankheitsgeschehen ist komplex“, sagte der IKK-Vorstandsvorsitzende.
Er warnte davor, die Diskussion über die Engpässe politisch zu instrumentalisieren, um die Selbstverwaltung zu schwächen. „Wenn die Vorstellung herumgeistert, dass ein staatliches Gesundheitssystem die Lösung ist, dann möchte ich gern auf das Gesundheitssystem unsere britischen Nachbarn verweisen.“
Laut dem Verband bestehen strukturelle Probleme bei der Arzneimittelbeschaffung, die nach Ansicht der Innungskrankenkassen geändert werden müssen.
„Wir fordern von der Bundesregierung mehr Schritte in Richtung einer verbesserten Transparenz durch eine frühzeitige, verpflichtende Informationspflicht der Hersteller und eine Etablierung eines Frühwarnsystems für Lieferengpässe“, sagte Hans Peter Wollseifer, ebenfalls Vorstandsvorsitzende des IKK.
Nötig seien außerdem neue Bevorratungsrichtlinien und Strafzahlungen gegen Hersteller bei Nicht-Lieferfähigkeit. Die Innungskrankenkassen regen außerdem an, die Arzneimittelherstellung in Europa zu stärken.
Die Bundesregierung arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck an weiteren Schritten gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kürzlich in Berlin sagte.
Im Wesentlichen geht es darum, dass von den Krankenkassen auch europäische Chargen eingekauft werden sollten. Darüber hinaus müsse bei Rabattverträgen künftig die Lieferbarkeit mitberücksichtigt werden. Auch sollten „monatelange Bevorratungen“ zur Pflicht werden. © hil/aerzteblatt.de

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