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Medizin

RSV: mRNA-Impfstoff von Moderna zeigt Schutzwirkung bei Senioren

Donnerstag, 19. Januar 2023

/syhin_stas, stock.adobe.com

Cambridge/München – Der Impfstoffkandidat mRNA-1345, der die Erbinformation eines Oberflächenproteins des respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) enthält, hat in einer Phase-3-Studie bei Erwachsenen über 60 Jah­ren eine hohe Schutzwirkung vor RSV-assoziierten Erkrankungen erzielt.

Dies geht aus einer Pressemitteilung des Herstellers Moderna hervor. Eine Publikation der Ergebnisse steht noch aus. Moderna hofft auf eine baldige Zulassung, die in den USA noch in diesem Jahr erfolgen könnte.

Der Impfstoff mRNA-1345 basiert auf der gleichen Technologie wie die Corona-Vakzine mRNA-1273. Sie enthält die genetische Bauanleitung für das Glykoprotein F, mit dem das Virus an den Zellen andockt. Das F-Glykoprotein existiert in zwei Zuständen: Präfusion und Postfusion.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass für einen Schutz ein hoher Antikörpertiter gegen die Präfusions-Form notwendig ist. Der Impfstoff enthält deshalb die Information für ein stabilisiertes Präfusions-F-Glykoprotein. Es ist bei den beiden Subtypen RSV-A und RSV-B identisch.

Wie bei der Corona-Vakzine ist die Boten-RNA in der Vakzine in Lipidnanopartikel verpackt. Sie werden nach der Injektion von den Zellen des Geimpften aufgenommen, wo dann die Produktion des eigentlichen Impf­stoffs erfolgt.

Eine Phase-1-Studie hatte gezeigt, dass es einen Monat nach der intramuskulären Injektion von mRNA-1345 zu einem Anstieg der Antikörpertiter gegen RSV-A um etwa das 14-Fache und gegen RSV-B um etwa das 10-Fache kommt.

Eine Zwischenauswertung der laufenden Phase-3-Studie „ConquerRSV“ zeigt jetzt, dass dieser Immunschutz ältere Menschen offenbar gut vor einer RSV-Infektion schützt. In der Studie waren in den USA und anderen Ländern 36.604 Erwachsene ab 60 Jahren auf eine Impfung mit mRNA-1345 oder Placebo randomisiert worden.

Wirksamkeit und Verträglichkeit auf dem Prüfstand

Bei einer Zwischenanalyse waren 64 Teilnehmer an einer RSV-assoziierten unteren Atemwegsinfektion mit 2 oder mehr Symptomen erkrankt, darunter 55 in der Placebogruppe und 9 in der mRNA-1345-Gruppe. Dies ergibt laut Pressemitteilung von Moderna eine Impfstoffwirksamkeit von 83,7 %, die mit einem 95,88-%-Konfidenzintervall von 66,1 % bis 92,2 % signifikant war.

Bei 20 Teilnehmern kam es zu einer schwereren Erkrankung mit 3 oder mehr Symptomen, darunter 17 Fälle in der Placebo-Gruppe und 3 in der mRNA-1345-Gruppe. Die Impfstoffwirksamkeit betrug in diesem Endpunkt 82,4 % mit einem 96,36-%-Konfidenzintervall von 34,8 % bis 95,3 %. Die Studie ist laut Moderna noch nicht abgeschlossen. Neue Wirksamkeitsanalysen seien geplant, sobald weitere Erkrankungen auftreten.

Die Verträglichkeit war nach Angaben des Herstellers gut, schwere Impfkomplikationen seien nicht aufgetre­ten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Myalgie und Arthralgie.

Die Gesamtrate schwerer Nebenwirkungen (Grad 3 oder höher) betrug 4,0 % für mRNA-1345 und 2,8 % für Placebo. Die Häufigkeit von lokalen Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher betrug 3,2 % für mRNA-1345 und 1,7 % für Placebo.

Hohe Krankheitslast durch RSV-Infektion möglich

Moderna will aufgrund der Ergebnisse in den USA die Zulassung für erwachsene Personen ab 60 Jahren be­antragen. RSV-Infektionen waren in reicheren Ländern im Jahr 2019 bei Menschen über 60 Jahre für schät­zungsweise 5,2 Mio. Erkrankungen verantwortlich.

In den USA werden jedes Jahr etwa 60.000 bis 120.000 ältere Erwachsene wegen RSV-assoziierter Erkrankun­gen ins Krankenhaus eingeliefert, und 10.000 von ihnen sterben an oder mit einer RSV-Infektion.

Zu den Komplikationen der Erkrankung bei Erwachsenen gehören Atemnot, Bronchitis und Pneumonien. Eine RSV-Infektion kann bei Patienten mit Asthma und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung schwere Exazer­ba­tionen auslösen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall triggern oder nach einer überstandenen Infektion die Lungenfunktion langfristig verschlechtern.

Auch bei Kindern können schwere Verläufe einer RSV-Infektion auftreten. Daher werden Wirksamkeit und Ver­träglichkeit von mRNA-1345 in dieser Altersgruppe ebenfalls in einer Phase-1-Studie evaluiert. Die Rekrutie­rung ist bereits abgeschlossen.

„Hier stehen wir am Beginn der klinischen Entwicklung dieses Impfstoffes für die Pädiatrie“, sagte Johannes Liese, Leiter des Bereichs pädiatrische Infektiologie und Immunologie des Uniklinikums Würzburg, auf An­frage des Deutschen Ärzteblatts. „Die Impfstoffentwicklung von aktiven Impfstoffen in der Pädiatrie ist seit Jahrzehnten schwierig.“

Ein in den USA in den 1960er-Jahren entwickelter Totimpfstoff zur intramuskulären Anwendung hätte bei klinischen Prüfungen schwere, teilweise tödliche Nebenwirkungen gezeigt, falls sich die Testpersonen später mit RSV infizierten („Vaccine-enhanced illness“ beziehungsweise „Vaccine-associated enhanced disease“). Das habe die Entwicklung aktiver Impfstoffe in der Pädiatrie stark zurückgeworfen.

Es sei zu begrüßen, betonte Liese, dass das mRNA-Konzept nun auch bei Kindern evaluiert wird. „Aber wir be­nötigen nun Studien, die zunächst die prinzipielle Sicherheit und Wirksamkeit der mRNA-Impfung hier bele­gen. Da ist die laufende Phase 1 ein Beginn, aber noch weit entfernt von der Anwendbarkeit in der klinischen Routine.“

Weitere mRNA-Impfstoffe in der Entwicklung

Der Hersteller lässt mRNA-Impfstoffe auch bei anderen viralen Atemwegserkrankungen testen und nutzt da­bei die Möglichkeit, mRNAs gegen verschiedene Erreger zu kombinieren. Der Impfstoff mRNA-1230 mit Kom­ponenten gegen SARS-CoV-2, Influenza und RSV und der Impfstoff mRNA-1045 gegen Influenza und RSV wer­den derzeit in einer Phase-1-Studie untersucht. mRNA-1345 soll auch mit einem zugelassenen Influenza-Impfstoff und mit dem bivalenten Coronaimpfstoff mRNA-1273.214 kombiniert werden.

Bei Kindern ist zudem eine Phase-1-Studie mit mRNA-1365 geplant, der RSV mit dem humanen Metapneu­mo­virus kombiniert, das wie RSV eine Hauptursache für Infektionen der unteren Atemwege bei Kindern, immungeschwächten Menschen und Senioren ist. © rme/gie/aks/aerzteblatt.de

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