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Medizin

Unter Alltagsbedingungen ist Torsemid bei Herzinsuffizienz nicht das bessere Schleifendiuretikum

Montag, 30. Januar 2023

/Rasi, stock.adobe.com

Durham – Bei Patienten, die nach einer Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz aus dem Krankenhaus entlassen werden, hat die Einnahme von Torsemid im Vergleich zu Furosemid keinen günstigeren Effekt auf die Mortalität. Das zeigen die Ergebnisse der pragmatischen, randomisiert-kontrollierten Studie TRANSFORM-HF in JAMA (2023; DOI: 10.1001/jama.2022.23924).

Furosemid ist das am häufigsten eingesetzte Schleifendiuretikum bei Herzinsuffizienz. Aber einige Studien deuten darauf hin, dass Torsemid – ebenfalls ein Schleifendiuretikum - hinsichtlich Mortalität, Hospitali­sierungen und auch Lebensqualität überlegen sein könnte.

„Im Vergleich zu Furosemid hat Torsemid eine höhere Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit. Und anders als Furosemid reguliert Torsemid das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System herunter, reduziert die myokardiale Fibrose und unterstützt die Umkehr des kardialen Remodelling“, erklärt Michelle M. Kittleson in einem begleitenden Editorial.

Pragmatische Studie mit großzügigen Einschlusskriterien

In TRANSFORM-HF untersuchte die Forschungsgruppe um Robert J. Mentz von der Division of Cardiology an der Duke University School of Medicine, Durham, USA, in einer pragmatischen Open-label-Studie, ob die Einnahme von Torsemid einen günstigeren Effekt auf die Mortalität hat als Furosemid.

In die Studie wurden – unabhängig von der Ejektionsfraktion - 2.859 Herzinsuffizienzpatienten aus 60 US-Krankenhäusern eingeschlossen. Sie waren im Schnitt 65 Jahre alt, 37 % waren Frauen und 34 % schwarz. 1.431 erhielten das Schleifendiuretikum Torsemid und 1.428 das Schleifendiuretikum Furosemid – in der vom jeweiligen Studienarzt gewählten Dosis.

Das Follow-up lief über median 17,4 Monate und die Studie fiel negativ aus. Es gab zwischen den beiden Schleifendiuretika weder einen Unterschied bei der Mortalität noch bei den Hospitalisierungen.

In einer pragmatischen Studie werden experimentelle Behandlungen unter Alltagsbedingungen erprobt. Es gibt kaum Einschränkungen bei der Auswahl der Teilnehmendem und der sonstigen Behandlung. Sie steht im Gegensatz zu Studien, in denen Therapien unter Idealbedingungen erprobt werden, um festzustellen, ob eine Therapie unter günstigen Umständen einen Nutzen hat

Keine Unterschiede zwischen den Gruppen

In der Torsemid-Gruppe starben 373 von 1.431 Patienten (26,1 %), in der Furosemid-Gruppe waren es 374 von 1.428 (26,2 %; HR 1,02; 95-%-KI 0,89-1,18).

In den 12 Monaten nach der Randomisierung erreichten 677 Patienten (47,3 %) in der Torsemid-Gruppe und 704 Patienten (49,3 %) in der Furosemid-Gruppe den Endpunkt Tod aufgrund aller Ursachen oder Hospitali­sierung aufgrund aller Ursachen (HR 0,92; 95-%-KI 0,83-1,02).

In der Torsemid-Gruppe kam es bei 536 Patienten zu 940 Hospitalisierungen, in der Furosemid-Gruppe waren es 987 Hospitalisierungen bei 577 Patienten (RR 0,94; 95-%-KI 0,84-1,07).

Die Ergebnisse seien in vorher festgelegten Untergruppen, etwa Patienten mit reduzierter, leicht reduzierter oder erhaltener Ejektionsfraktion vergleichbar ausgefallen, schreiben die Autoren um Mentz. Sie weisen allerdings darauf hin, dass die Interpretation der Ergebnisse dadurch eingeschränkt sei, dass Patienten nonadhärent gewesen, im Follow-up verloren gegangen oder in die andere Gruppe gewechselt seien.

Auch negative Studien sind von Bedeutung

Obwohl die Studie negativ ausgefallen ist, sieht Kittleson für das Feld der Herzinsuffizienz 2 wichtige Botschaften: „Zum einen erinnert sie Ärztinnen und Ärzte daran, wie wichtig negative Studien für die klinische Praxis sind und zum anderen zeigt sie die Vorteile, aber auch die Herausforderungen, die Design und Ausführung pragmatischer Studien mit sich bringen.“ Die Publikation qualitativ hochwertiger, randomi­sierter klinischer Studien mit negativen Ergebnissen sei essenziell, um den Publikationsbias abzuschwächen.

Allerdings müsse – wie bei allen negativ ausgefallen Studien – sichergestellt werden, dass „die Ergebnisse tatsächlich Evidenz für einen nicht vorhandenen Effekt sind und es nicht nur an der Evidenz für einen Effekt mangelt“, betont sie.

Strenge und Generalisierbarkeit müssen vereint werden

Die großzügigen Einschlusskriterien begünstigten eine schnelle Rekrutierung und eine hohe Generalisier­barkeit der Resultate. Auf der anderen Seite bedeuteten sie aber auch eine heterogene Studienpopulation, weniger Möglichkeiten die Adhärenz der Patienten zu überwachen und andere Endpunkte, die relevant für die Herzinsuffizienz sind, detailliert zu beurteilen.

Es bleibt die Frage, ob die Studie es überhaupt ermöglicht, die Wirksamkeit der Studienmedikation zu beurteilen. „Die Zukunft der Herzinsuffizienz liegt in pragmatischen Studien, die die Strenge randomisierter Studien mit der Fähigkeit, generalisierbare Evidenz zu erzeugen, vereinen“, so Kittleson‘s Fazit. © nec/aerzteblatt.de

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