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Medizin

Adipositas könnte Gefahr für Gebrechlichkeit im Alter erhöhen

Dienstag, 7. Februar 2023

/sunabesyou, stock.adobe.com

Oslo – Wer ab dem mittleren Lebensalter überschüssige Pfunde mit sich herumträgt, speziell in der Körper­mitte, läuft offenbar eher Gefahr im höheren Alter gebrechlich zu werden als Normalgewichtige mit schlanker Taille. Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Kohortenstudie in BMJ Open (2023; DOI: 10.1136/bmjopen-2022-065707).

Gebrechlichkeit werde häufig ausschließlich als altersbedingte körperliche Verfallserscheinung angesehen, schreiben die Forschenden um Shreeshti Uchai vom Institut für Ernährungsforschung der Universität Oslo. Aber die wissenschaftliche Evidenz deute darauf hin, dass es von größter Bedeutung sei, im gesamten Er­wachsenenleben ein gesundes Körpergewicht zu halten, um das Risiko, im Alter gebrechlich zu werden, zu minimieren.

Als gebrechlich oder „frail“ stuften die Forschenden Personen ein, die mindestens 3 der folgenden 5 Kriterien erfüllten: unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Erschöpfung, geringe Griffstärke, langsame Gehge­schwin­­dig­keit und geringes körperliches Aktivitätsniveau. Als „pre-frail“ – eine Vorstufe von Gebrechlich­keit – galten Personen, die 2 der Kriterien erfüllten.

Untersucht wurden BMI, Taillenumfang und 5 Kriterien für Gebrechlichkeit

Für ihre Studie verwendeten Uchai und ihre Kollegen Daten der bevölkerungsbasierten Tromsø Study, für die 45.000 Einwohner der norwegischen Stadt Tromsø von 1974 bis 2015/2016 insgesamt 7-mal befragt wurden. Die vorliegende Analyse umfasst Daten aus den Befragungswellen 4 (1994/1995) und 7 (2015/2016).

Analysiert wurden 2.340 Frauen und 2.169 Männer über 45 Jahren. Sie wurden im Schnitt 21 Jahre nach­beobachtet. Ein BMI < 18,5 wurde als untergewichtig kategorisiert. Als normal galt ein BMI von 18,5-24,9. Übergewicht lag laut Studiendefinition bei einem BMI von 25-29,9 vor und Adipositas begann bei einem BMI von 30.

Der Taillenumfang wurde in die 3 Kategorien normal (≤ 94 bei Männern, ≤ 80 cm bei Frauen), moderat erhöht (95-102 cm bei Männern und 81-88 cm bei Frauen) und hoch (> 102 cm bei Männern und > 88 cm bei Frauen) eingeteilt.

Das Gewicht im mittleren Alter ist von Bedeutung

Bei der Befragung 2015/2016 waren 28 % der Studienteilnehmenden pre-frail, 1 % war frail beziehungs­weise gebrechlich und 70,5 % waren noch rüstig. Fast 51 % der rüstigen und 55 % der als pre-frail eingestuften Teilnehmenden waren Frauen.

Sowohl die rüstigen als auch die Teilnehmenden der Kategorien pre-frail oder frail hatten im Beobachtungs­zeitraum zwischen den Befragungswellen an Gewicht zugelegt – insgesamt und auch in der Körpermitte. Aber in der rüstigen Gruppe waren zu Beginn mehr Teilnehmende mit normalem BMI und Taillenumfang gewesen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass sich die rüstige Gruppe hinsichtlich möglicher Einflussfaktoren wie Alkoholkonsum, Rauchen, Bildungsstand, Ehestand, sozialer Unterstützung und körperlichem Aktivitäts­niveau signifikant von den gebrechlicheren Gruppen unterschieden habe. Dies sei bei der Auswertung aber berücksichtigt worden. Keine Unterschiede zwischen den Gruppen habe hinsichtlich Begleiterkrankungen wie etwa Diabetes mellitus bestanden.

Assoziation sowohl mit allgemeiner als auch mit zentraler Adipositas

Studienteilnehmende, die 1994 ihrem BMI zufolge adipös waren, waren zum Ende des Beobachtungs­zeitraums mit einer um 2,41-fach höheren Wahrscheinlichkeit pre-frail oder frail als diejenigen mit einem normalen BMI (aOR 2,41; 95-%-KI 1,93-3,02).

In gleicher Weise waren diejenigen mit einem zu Beginn moderat erhöhtem oder hohem Taillenumfang 57% (OR 1,57; 95-%-KI 1,21-2,03) oder mehr als doppelt so häufig (OR 2,14, ; 95-%-KI 1,59-2,87) pre-frail oder frail als diejenigen mit normalem Taillenumfang.

Studienteilnehmende, die zu Anfang einen normalen BMI, aber einen moderat erhöhten/hohen Taillen­umfang hatten, sowie diejenigen mit Übergewicht, aber normalem Taillenumfang, waren dagegen zum Ende des Beobachtungszeitraums nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit pre-frail oder frail. Aber diejenigen, die anfangs sowohl adipös waren als auch einen moderat erhöhten oder hohen Taillenumfang hatten sehr wohl ein erhöhtes Risiko für Pre-Frailty oder Frailty.

Ein höheres Risiko für Pre-Frailty oder Frailty war auch bei denjenigen zu beobachten, die im Verlauf der Zeit zunahmen – im Vergleich zu denjenigen, die die ganze Zeit über sowohl ihr Gewicht als auch ihren Taillenumfang hielten.

Kausalität bleibt ungeklärt, wäre aber biologisch plausibel

Die Autoren um Uchai merken an, dass die Ergebnisse im Einklang mit früheren Langzeitstudien stünden. Dennoch handele es sich um einen Beobachtungsstudie, in der für das Gebrechlichkeitsrisiko potenziell wichtige Veränderungen von Lebensstil, Ernährung und sozialer Vernetzung nicht nachverfolgt worden seien.

Sollte tatsächlich ein kausaler Zusammenhang zwischen Adipositas und späterer Gebrechlichkeit bestehen, gäbe es dafür aber plausible biologische Erklärungen, ergänzen sie.

Dazu zählten die erhöhte inflammatorische Kapazität von Fettzellen und deren Einwanderung in die Musku­latur, beides könne den natürlichen, altersbedingten Abbau von Muskelmasse und Kraft fördern und so das Risiko für Gebrechlichkeit erhöhen, erklären sie. © nec/aerzteblatt.de

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