Ärzteschaft
Ärzte und Kliniken: Gewalt in Notaufnahmen nimmt zu
Donnerstag, 26. Januar 2023
Berlin – Ärztevertreter und Kliniken schlagen Alarm: Die Aggressivität in Notaufnahmen und gegenüber Rettungskräften nimmt nach ihrer Beobachtung zu.
Betroffen seien sowohl Helfer im Rettungseinsatz als auch das Personal in den Notaufnahmen, sagte der neue Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Felix Walcher, heute den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die Beschäftigten berichteten neben zunehmenden verbalen Attacken auch von vermehrten Handgreiflichkeiten. Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß: „Neun von zehn Krankenhäusern mussten bereits Erfahrung mit Gewalt gegen ihre Beschäftigten in den Notaufnahmen sammeln.“
Dass sich die Situation zuletzt verschärft habe, zeige sich besonders in den Notaufnahmen, „wenn Zeitdruck, Personalknappheit sowie Ängste und Sorgen der Patienten und ihrer Angehörigen aufeinanderprallen“.
Nach aktuellen Zahlen der Krankenhausgesellschaft hat bereits knapp jede zweite Klinik einen Sicherheitsdienst engagiert. Personalmangel verschärfe die Belastung in den Notaufnahmen, fügte Walcher hinzu: „Durch die Pandemie hat sich der Trend noch einmal deutlich verstärkt.“
Hinzu kommen nach Worten des DIVI-Präsidenten große Probleme, Patienten auf die regulären Stationen weiterzuleiten – weil es auch dort wegen des Personalmangels zu wenig betreibbare Betten gebe. In der Folge würden die Wartezeiten in der Notaufnahme länger: Im Vergleich zu vor der Pandemie müssten die Menschen heute durchschnittlich zehn bis 15 Minuten länger dort bleiben.
Gaß forderte, Gewalt gegen Pflegekräfte, Ärzte und andere Krankenhausmitarbeiter schärfer zu bestrafen. Sie solle Angriffen auf Vollzugspersonen gleichgestellt werden. Walcher sprach sich zudem für eine bessere Steuerung aus: „Wer die Notfallnummer 112 wählt, braucht nicht zwingend den Rettungsdienst zum Transport in die Notaufnahme.“
Ziel müsse eine digital vernetzte Leitstelle von Rettungsdienst, Kliniknotaufnahme und ärztlichem Notdienst sein, die kläre, welche Art von Versorgung der Anrufer brauche und wo er sie dann anschließend bekomme. „Aktuell gehen wir davon aus, dass in fünf bis zehn Prozent der Fälle eine Fehlzuweisung erfolgt.“ © kna/aerzteblatt.de

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