Politik
Expertin: Eizellspende unter bestimmten Voraussetzungen erlauben
Montag, 30. Januar 2023
Berlin – Aus Sicht der Medizinethikerin Claudia Wiesemann sollen Eizellspenden unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt sein. Man könne die Risiken klein halten und dafür sorgen, dass die Spende nur erfolge, wenn die Frau aufgeklärt einwillige, sagte Wiesemann gestern in einem Interview des Tagesspiegels.
Eizellspenden sind in Deutschland verboten. Das Embryonenschutzgesetz will damit unter anderem im Sinn des Kindeswohls eine „gespaltene“ Mutterschaft, also eine Trennung zwischen genetischer Mutter und „Geburtsmutter“, verhindern. Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP vereinbart, eine Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin einzurichten. Sie soll sich auch mit den Möglichkeiten einer Legalisierung der Eizellspende befassen.
Wiesemann betonte, es könne kein Recht auf ein Kind geben. Die Frage sei aber, ob es ein Recht darauf gebe, Techniken zu nutzen, „die uns womöglich zu einem Kind verhelfen“. Es gebe ein verfassungsrechtlich verbrieftes Recht darauf, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Der Staat brauche gute Gründe, um in diese privaten Lebensverhältnisse einzugreifen.
Bei einer Zulassung müsse etwa eine faire Aufwandsentschädigung für die Spenderinnen geregelt werden. Das sei nicht einfach zu bemessen. Frauen müssten eventuell körperliche Beeinträchtigungen auf sich nehmen oder ernstere Nebenwirkungen.
Wiesemann ist Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin in Göttingen. Von 2012 bis 2020 war sie Mitglied des Deutschen Ethikrats. 2021 wurde sie zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt. © kna/aerzteblatt.de

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