Medizin
Hongkong: Mehr als 90 % weniger COVID-19-Todesfälle nach Booster
Montag, 30. Januar 2023
Hongkong – In der dicht besiedelten Metropole Hongkong, die von der ersten Omikron-Epidemie besonders heftig erfasst wurde, hat ein Booster mit BNT162b2 die Zahl der Todesfälle an COVID-19 unter multimorbiden Einwohnern um 95 % gesenkt. Der chinesische Impfstoff CoronaVac erzielte nach einer Studie im Canadian Medical Association Journal (2023; DOI: 10.1503/cmaj.221068) eine vergleichbare Schutzwirkung.
In der 7,5-Millionen-Stadt Hongkong sind bis April 2022 mehr als 9.000 Menschen an COVID-19 gestorben, bezogen auf die Bevölkerung vermutlich mehr als in den meisten anderen Großstädten weltweit. Ein Grund könnte der nachlassende Schutz durch die Grundimmunisierung sein. Die Bevölkerung war nach der Einführung der Vakzine frühzeitig geimpft worden, wobei neben dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer auch der Totimpfstoff CoronaVac von Sinovac Biotech zum Einsatz kam.
Eine Boosterung wurde bereits ab dem 11. November 2021 eingeführt. Bis Ende April 2022 waren mehr als 3 Mio. Menschen ein drittes Mal geimpft. Ein Team um Esther Chan von der Universität Hongkong hat in einer retrospektiven Studie die Auswirkung der Booster bei Personen untersucht, die 2 oder mehr chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder eine chronische Nierenerkrankung hatten, die das Risiko auf einen tödlichen Verlauf erhöhen. Die Forscher hatten Zugriff auf die elektronischen Krankenakten, was eine genaue Gegenüberstellung mit Personen ermöglichte, die nur die Grundimmunisierung erhalten hatten.
Unter 120.724 Empfängern von BNT162b2 (von denen 87.289 einen Booster erhalten haben) sind 39 an COVID-19 gestorben (darunter 5 nach einer Boosterung). Unter 127.318 CoronaVac-Empfängern (darunter 94.977 mit Booster) gab es 114 COVID-19-Todesfälle (darunter 26 nach einer Boosterung).
Bei beiden Impfstoffen hat der Booster das Sterberisiko an COVID-19 deutlich gesenkt. Chan ermittelt für BNT162b2-Empfänger eine relative Inzidenz (IRR) von 0,05, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,02 bis 0,16 signifikant war. Demnach hat der Booster das Sterberisiko um 95 % gesenkt. Für die CoronaVac-Empfänger betrug die IRR 0,08 (0,05-0,12), also einen Rückgang um 92 %.
Die Ergebnisse bestätigen frühere Untersuchungen aus Israel, die ebenfalls auf eine hohe Schutzwirkung der Booster hingewiesen hatten. Die Studie zeigt erstmals, dass ein Totimpfstoff als Booster eine ähnlich gute Schutzwirkung erzielt wie ein mRNA-Impfstoff. Nach der Grundimmunisierung war die Schutzwirkung von CoronaVac noch deutlich schwächer ausgefallen. Chan ermittelt eine IRR von 0,49 (0,31-9,78) im Vergleich zu einer Grundimmunisierung mit BNT162b2.
Die Zahlen beziehen sich auf einen relativ kurzen Zeitraum in der Frühphase der Omikron-Epidemie. Erfahrungsgemäß lässt die Schutzwirkung bei COVID-19 mit der Zeit rasch nach, so dass auch in Hongkong der Bevölkerung inzwischen zu einer erneuten Boosterung geraten wird. © rme/aerzteblatt.de

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