Ärzteschaft
Digitale Instrumente für Arbeitsmedizin bedeutend
Dienstag, 31. Januar 2023
Berlin – Digitalisierung, demografischer Wandel und Vernetzung verändern die Arbeitswelt – und damit auch die arbeitsmedizinische Betreuung und Versorgung. Das hat Günther Matheis, Vizepräsident der Bundesärztekammer (BÄK), auf der Konferenz „Telemedizin in der Arbeitsmedizin – Zugewinn für die betriebsärztliche Versorgung“ betont.
Die Veranstaltung wurde von der BÄK gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) und dem Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) durchgeführt. Sie soll die beteiligten Institutionen und Akteure im Arbeitsschutz anregen, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren.
Matheis wies auf das große Potenzial digitaler Instrumente für die Arbeitsmedizin hin. Videosprechstunden, Telekonsile oder Onlineschulungen könnten die persönliche Präsenz zwar nicht vollständig ersetzen, die betriebsärztliche Tätigkeit aber zeitlich und räumlich flexibilisieren. „Telemedizin spart Zeit und Wege. Das ist gerade in Anbetracht des akuten Fachkräftemangels für alle Beteiligten ein enormer Vorteil“, sagte er.
Für die sachgerechte Anwendung digitaler Instrumente durch Ärzte sind Matheis zufolge allerdings verlässliche Rahmenbedingungen in den Unternehmen notwendig. So müssen Arbeitnehmer sich darauf verlassen können, dass die Vorgaben zum Datenschutz eingehalten werden und die Vertraulichkeit der Arzt-Patienten-Beziehung gewährleistet ist.
Erik Bodendieck, Co-Vorsitzender des Ausschusses „Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“ der BÄK, verwies auf die vielfältigen Chancen, die die Digitalisierung für die medizinische Versorgung eröffnet. So könnten Diagnostik und Therapie von einer breiteren Datengrundlage profitieren. Zugleich warnte er davor, die neuen Technologien als Allheilmittel zu sehen.
„Die persönliche Zuwendung bleibt weiterhin der Goldstandard ärztlichen Handelns“, so Bodendieck. Wenn die Digitalisierung im Gesundheitswesen gelingen solle, müssten die Ärztinnen und Ärzte als Vertrauenspersonen ihrer Patienten eine zentrale Rolle spielen. „Sie verfügen über das notwendige methodische Grundlagenwissen und können aufgrund ihres großen Erfahrungshorizonts als Lotse fungieren“, sagte Bodendieck.
Nach Ansicht von Wolfgang Miller, Co-Vorsitzender des BÄK-Ausschusses „Ambulante Versorgung“, hat die Pandemie der Telemedizin zum Durchbruch verholfen. „Vor einigen Jahren wurde noch darüber diskutiert, ob ihr Einsatz überhaupt vertretbar ist. Heute stehen wir vor der Frage, in welchen Versorgungsbereichen die Telemedizin sinnvoll eingesetzt werden kann und in welchen nicht“, sagte er.
Miller warnte vor einer Überregulierung der digitalen Arbeitsmedizin. Eine gesicherte Technik, von erfahrenen Medizinern mit Augenmaß eingesetzt – damit sehe er „die Telemedizin in der Arbeitsmedizin auf einem guten Weg“. Wichtig sei es dabei, den praktischen Einsatz kontinuierlich wissenschaftlich zu evaluieren. © EB/aerzteblatt.de

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