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Medizin

Autoantikörper im Liquor korrelieren mit kognitiven Einschränkungen nach COVID-19

Donnerstag, 2. Februar 2023

/Crystal light, stock.adobe.com

Berlin – Autoimmune Mechanismen können zur Entwicklung kognitiver Einschränkungen nach einer COVID-19-Infektion beitragen. So korrelierten in dieser prospektiven Studie (Brain, Behavior, and Immunity 2023; DOI: 10.1016/j.bbi.2023.01.006) nachgewiesene Autoantikörper im Liquor signifikant mit den Ergebnissen des Montreal-Cognitive-Assessment-Tests.

Das Post-COVID-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung mit multifaktoriellen Entstehungsmechanismen. Ein Beispiel dafür sind neurologische Langzeitfolgen, die oft mit kognitiven Einschränkungen einher gehen.

In dieser prospektiven Studie wurden 50 Betroffene eingeschlossen, die sich zwischen September 2020 und Dezember 2021 in der Charité Berlin und im Universitätsklinikum Köln mit kognitiven Einschränkungen auf­grund einer vorausgegangenen SARS-CoV-2-Infektion als Leitsymptom vorstellten.

Ausgewertet wurde das Blutserum und die Cerebrospinalflüssigkeit (CFS) auf das Vorhandensein von Auto­antikörpern gegen intrazelluläre sowie Oberflächenantigene. Diese Resultate wurden im 2. Schritt mit dem Ergebnis des „Montreal-Cognitive-Assessment“ (MoCA)-Tests, des „Goldstandardtests“ zur Erfassung von kognitiven Einschränkungen, korreliert.

Antineuronale Antikörper wurden bei 52 % der Patientinnen und Patienten nachgewiesen. Bei 9 davon lagen sie ausschließlich im Serum und bei 3 nur in der CSF vor. 14 Betroffene hatten sowohl im Serum als auch in der CSF Antikörper. So wurden Antiköper zum Beispiel gegen Myelin, Yo, Ma2/Ta, GAD65 und den NMDA-Re­zep­tor entwickelt.

Eine kognitive Beeinträchtigung nach MoCA-Test-Ergebnissen von ≤25 (von 30 Punkten) wurde nur bei 18 von 50 Patienten mit selbstberichteten kognitiven Defiziten beobachtet (Medianwert 23, Bereich 13-25 Punkte). So wiesen 32 Patientinnen und Patienten punktwerte von über 25 auf (Medianwert 27, Bereich 26-29 Punkte). Somit nahm diese Kohorte Kognitionseinschränkungen subjektiv stärker wahr als der validierte MoCA-Test wiederspiegelte, betonen die Studienautoren.

Die MoCA-Tests korrelierten signifikant mit antineuronalen Antikörpern in der CSF (p=0,0004). „Diese Ergeb­nisse deuten darauf hin, dass bei den Betroffenen, bei denen antineuronale Antikörper nachweisbar sind, autoimmune Mechanismen zur Entwicklung kognitiver Einschränkungen nach COVID-19 beitragen könnten“, erklärte Erstautorin Christiana Franke, Ober­ärztin an der Klinik für Neurologie an der Charité-Universitätsme­di­zin Berlin.

Bei diesen Patienten mit Autoantikörpern wäre somit ein immuntherapeutischer Therapie­ansatz zu rechtferti­gen. Allerdings wisse man zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob die Autoantikörper ursächlich für die Beschwerden oder lediglich eine Begleiterscheinung seien.

Es seien weitere Forschungsaktivitäten erforderlich, um die klinische Relevanz dieser Autoantikörper zu ermit­teln und die Wirksamkeit von Immuntherapien bei Autoantikörper-positiven Betroffenen zu untersuchen, so die Studienautoren. © cw/aerzteblatt.de

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