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Praxisbarometer: Technische Probleme beim eArztbrief

Donnerstag, 2. Februar 2023

/dpa

Berlin – Die breitere Verwendung von eArztbriefen scheitert an deren mangelhafter technischer Umsetzung. Zu diesem Schluss kommt das aktuelle Praxisbarometer Digitalisierung der Kassenärztlichen Bundesvereini­gung (KBV). Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten stehen der Digitalisierung demnach weiterhin offen gegenüber und kommunizieren auch untereinander immer digitaler.

Zwar erkennen 70 Prozent der Befragten einen hohen Anwendungsnutzen beim eArztbrief – allerdings nutzen ihn mit 35 Prozent nur halb so viele. Das Praxisbarometer Digitalisierung wird seit 2018 jährlich vom IGES Institut im Auftrag der KBV erstellt. Für die diesjährige Ausgabe wurde 2.459 niedergelassene Ärzte und Psy­chotherapeuten.

In den ebenfalls durchgeführten Fokusgruppeninterviews erklärten laut KBV viele Niedergelassene, dass ge­ringe Nutzerfreundlichkeit der Umsetzung in ihren Praxisverwaltungssystemen sowie Sicherheitsbedenken die größten Hemmnisse bei der Nutzung von eArztbriefen seien.

Technische Hürden abbauen

Außerdem gebe es im Verzeichnisdienst der Telematikinfrastruktur (TI) häufig Probleme beim Auffinden von Adressen anderer Praxen. Das führe dazu, dass der zeitliche Aufwand für den eArztbrief momentan als zu hoch eingeschätzt wird. Deshalb fordert die KBV, bestehende technische Hürden für den Empfang und den Versand von eArztbriefen abzubauen, um die Umsetzung weiter voranzubringen.

Auch der Austausch von Befunden oder Laborergebnissen mit anderen Praxen erfolgt besonders häufig digital. Ganz anders sieht das über die Sektorengrenzen aus: Der digitale Austausch von Informationen mit Krankenhäusern ist demnach immer noch die Ausnahme. Das gilt, obwohl die Niedergelassenen insbesondere für Entlassbriefe ein großes Potenzial sehen.

„Es wäre sehr praktisch, Informationen, zum Beispiel Laborwerte vom Krankenhaus empfangen und auch versenden zu können und diese wie unsere eigenen Laborwerte in die digitale Patientenakte unserer Praxis-EDV integrieren zu können“, erklärte der Allgemeinmediziner Holger Haberland in dem Report.

Auf die Frage, wo sie den größten Anwendungsnutzen für den Praxisalltag bei der digitalen Kommunikation mit Krankenhäusern sehen, nannten 67,9 Prozent den Entlassbrief. 43,3 Prozent vermuten dies bei Behand­lungsverläufen und Therapieempfehlungen. Informationen über die Medikation (38,4 Prozent) und (Labor-)Be­funde (36,1 Prozent) sind nach Ansicht von rund einem Drittel der Ärzte der größte Nutzen.

Anwendungen ausreichend testen

„Die Befragung zeigt, dass die Praxen in diversen Anwendungen Verbesserungschancen sehen, welche bisher noch nicht ausgeschöpft sind“, erklärte KBV-Vorstandsmitglied Thomas Kriedel. Er fordert, dass Anwendungen deshalb stets in Zusammenarbeit mit den Anwendern entwickelt und vor der Einführung ausreichend getestet werden müssen.

Auftretende Probleme und Fehler müssten offen kommuniziert werden, so Kriedel. Er appellierte an die Ge­matik und die Industrie, ein organisiertes Fehlermanagement zu etablieren, um Probleme schneller lösen zu können. Dabei gehe es nicht darum, etwas zu blockieren. „Ganz im Gegenteil. Wir wollen, dass das, was dann ausgerollt wird, vernünftig läuft. Im Interesse der Praxen natürlich, aber auch der Patienten“, sagte Kriedel.

Der KBV zufolge findet die Digitalisierung mit den Kliniken heutzutage weitgehend auf Papier statt. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, dass diese nahezu vollständig in Papierform erfolge.

Eine heute vermehrt genutzte Variante der Digitalisierung ist die Videosprechstunde. Der KBV zufolge setzten die Niedergelassenen diese mittlerweile überall dort ein, wie sie diese für medizinisch sinnvoll halten.

„Die Vorteile einer Videosprechstunde gegenüber einem Telefonat sieht vor allem die Gruppe der Psychothe­rapeuten im Rahmen der Einzeltherapie“, schreibt die KBV in dem Report. Das spiegelt sich auch in den Zah­len wider. Während vor zwei Jahren lediglich 14 Prozent die Videosprechstunde als besonders geeignete Form der Kontaktaufnahme sehen, waren es im vergangenen Jahr 22 Prozent.

Anwender der Videosprechstunde sehen generell das größte Potenzial darin, Untersuchungsergebnisse zu be­sprechen. Für Diagnose- und Indikationsstellung ist die Videosprechstunde nach Ansicht der Ärzte eher weni­ger geeignet.

Zwar sind laut Praxisbarometer im Vergleich zum Vorjahr in einigen Bereichen weniger Hemmnisse im Be­reich der Digitalisierung wahrgenommen worden. Die Einschätzung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, der Feh­leranfälligkeit der EDV-Systeme und mangelnden Nutzerfreundlichkeit ist jedoch laut KBV-Befragung weitgehend gleichbleibend – ein großer Teil der Niedergelassenen nimmt diese Punkte in der Praxis weiter­hin als ungünstig wahr.

Tägliche Störungen mit der Telematikinfrastruktur nehmen zu

Zurückgegangen ist beispielsweise der Anteil derer, die über fehlende oder nicht funktionierende Gerätean­bindung zum PVS klagen (2021: 35 Prozent, 2022: 29 Prozent). Zugenommen hat aber die berichtete Fehler­häufigkeit im Zusammenhang mit der Telematikinfrastruktur (TI). Mit knapp 29 Prozent gaben mehr als drei­mal so viele Befragte wie 2020 an, tägliche Störungen zu erleben – bei den Hausärzten waren es sogar knapp 45 Prozent.

Als Gründe wurden immer komplexer werdende Strukturen, störanfällige Technik sowie unzureichende und fehlende Prüfprozesse vor Einführung von Anwendungen genannt. 80 Prozent der Praxen sahen sich in ihrer Organisation durch TI-Störungen beeinträchtigt. © lau/aha/may/aerzteblatt.de

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