Medizin
RKI-Übersichtsarbeit: Mehr psychische Belastungen bei Kindern in der Pandemie
Freitag, 3. Februar 2023
Berlin – Bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben psychische Belastungen und Symptome in der Coronapandemie deutlich zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Autorenteam des Robert-Koch-Instituts (RKI) in einem Rapid Review von 39 Studien im Journal of Health Monitoring (2023; DOI: 10.25646/10760).
„Der überwiegende Teil der bis zur zweiten Pandemiewelle durchgeführten Studien zeigte eine relevante Verschlechterung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, hält das Autorenteam des RKI fest.
Aus verschiedenen Studien wurden Quoten zwischen circa 50 % und 80 % von durch die Pandemie psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen berichtet. Die Einzelitems waren dabei zumeist nicht validiert.
Drei Publikationen der Erstautorin Ulrike Ravens-Sieberer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die standardisierte und validierte Instrumente nutzen, erhoben niedrigere Prävalenzen: Allgemeine psychische Auffälligkeiten lagen bei 30 % und hatten sich damit gegenüber dem vorpandemischen Zeitraum in etwa verdoppelt.
Im Vergleich zu Erkenntnissen über die psychischen Belastungen bei Erwachsenen hätten sich Kinder und Jugendliche in der Pandemie als vulnerabler erwiesen. Die Belastung variierte laut des RKI-Reviews mit den Pandemiewellen und den jeweiligen Coronamaßnahmen. Dies zeige, dass Kinder sensibel „auf die zum Teil drastischen Veränderungen in ihrer Lebenswelt“ reagierten.
Aus repräsentativen Studien sei überwiegend ein hohes Ausmaß an pandemiebezogenen Belastungen, Zunahmen psychischer Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen der Lebensqualität berichtet worden. Bezüglich spezifischer psychopathologischer Symptomatik, wie etwa depressiver Symptomatik oder Angststörungen, divergierte die Befundlage, heißt es in der Übersichtsarbeit.
Studien mit Einschränkungen
Allerdings bezog sich laut RKI die große Mehrzahl der Studien auf den Pandemiebeginn bis zum Sommerplateau 2020.
Insgesamt sehen die Autorinnen und Autoren einen Mangel an Studien zur psychischen Kindergesundheit während der Pandemie. Viele Untersuchungen wiesen in irgendeiner Form bedeutende Einschränkungen auf. Als Manko wird etwa genannt, dass Risikogruppen sich bislang nur eingeschränkt identifizieren ließen.
Regelmäßig durchgeführte Trend- und Kohortenstudien sollten die psychische Gesundheit von Kindern auch im weiteren Verlauf der Pandemie und darüber hinaus beobachten, schlussfolgert das Team vom RKI. Denn Folgen psychischer Belastungen zeigten sich oft erst später. In den Jahren vor der Pandemie ging die Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen laut Studie eher zurück. © dpa/gie/aerzteblatt.de

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