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Nutzung der elektronischen Patientenakte eingebrochen

Donnerstag, 16. Februar 2023

/Maybaum

Berlin – Die Nutzungszahlen der elektronischen Patientenakte (ePA) stagnieren nicht nur, sie sind anders als bei anderen digitalen Anwendungen im vergangenen Jahr sogar eingebrochen. Einem aktuellen Report der Unternehmensberatung McKinsey zufolge ist die Zahl der Ausstellungen im Verlauf des vergangenen Jahres massiv zurückgegangen.

Während das E-Rezept – von sehr niedrigem Niveau ausgehend – zuletzt ein Wachstum bei der Zahl der Aus­stellungen und Ausstellenden aufweisen konnte, hat die Zahl der ausgestellten ePA im Verlauf des Jahres 2022 abgenommen: Wurden im ersten Halbjahr 2022 noch 177.000 Akten angelegt, waren es im zweiten Halbjahr mit 84.000 nur noch weniger als die Hälfte.

Zwar ist die Zahl der angelegten ePA weiter gestiegen und betrug Ende Januar 2023 bereits 595.000 – das sind jedoch weiterhin weniger als ein Prozent aller gesetzlich Versicherten in Deutschland.

Als Hauptgründe für die geringe Nutzung sieht die Unternehmensberatung einerseits die hohen Zugangshür­den im Opt-in-Verfahren, bei dem die Versicherten sich selbstständig an ihre Kassen wenden müssen. Das will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) noch in diesem Jahr ändern, indem es den Zugang via Gesetz auf ein Opt-out-Verfahren umstellt.

Andererseits sei der nach wie vor geringe Mehrwert der ePA eine wesentliche Ursache – das gelte auch aus Sicht der Ärzte, die keinen Nutzen von der ePA hätten, so lange deren Nutzerzahlen so niedrig sind. „Zur Erfolgsgeschichte wird die ePA nur, wenn Ärztinnen und Ärzte sie aktiv bewerben und die Versicherten dazu anregen, sie zu nutzen“, so McKinsey.

Etwas besser sehe es beim E-Rezept aus: Wurden im ersten Halbjahr 2022 gerade einmal 44.000 elektroni­sche Verordnungen ausgestellt, waren es im zweiten bereits 844.000. Allerdings sei dieser Anstieg nicht auf eine rasant steigende Verbreitung zurückzuführen, sondern auf relativ wenige Arztpraxen, die dafür umso aktiver sind.

Denn während bereits 91 Prozent aller Apotheken die E-Rezept-Anwendung installiert haben und 69 Prozent sie nutzen, liegt die Installationsrate in der Ärzteschaft bei nur 31 und die Nutzung bei gerade einmal fünf Prozent.

Den Nachrichtendienst KIM wiederum hatten Ende 2022 bereits 79 Prozent aller vertragsärztlichen Praxen installiert, 73 Prozent nutzen ihn auch. Wurden hier im ersten Halbjahr 14 Millionen Nachrichten versendet, waren es im zweiten Halbjahr bereits 60 Millionen – von denen allerdings 85 Prozent auf elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) entfielen.

Hier hängen im Vergleich die Apotheken hinterher: 17 Prozent von ihnen haben KIM installiert, mangels nutzenbringender Anwendungsmöglichkeiten nutzen es aber gerade einmal vier Prozent.

Vor allem die ePA bleibe damit bis heute noch weit hinter ihrem möglichen Nutzen zurück. Und neben dem rein medizinischen Nutzen versucht sich die McKinsey darin, das Nutzenpotenzial für die Gesundheitswirt­schaft zu beziffern.

Demnach würden beide Technologien ein indirektes Nutzenpotenzial von 22,9 Milliarden Euro bergen, sobald andere E-Health-Lösungen wie Telekonsultationen, Remote Monitoring, medizinische Chatbots oder auch Symptomchecker auf die in ePA und E-Rezept gespeicherten Daten zugreifen können.

Hinzu komme ein direkte Nutzenpotenzial dadurch, dass es sich bei ePA und E-Rezept es sich um sogenannte Enablertechnologien handelt, also zentrale Dienste, die den Weg für einen breitflächigen digitalen Datenaus­tausch bereiten. Das entspreche bei der ePA einem Potenzial von sieben und beim E-Rezept von einer Milliarde Euro.

Zusammengerechnet würden somit fast 31 Milliarden Euro an einer großflächigen Implementierung von ePA und E-Rezept hängen. Das entspreche drei Vierteln des gesamten Nutzenpotenzials digitaler Gesundheitslö­sungen in Deutschland. © lau/aerzteblatt.de

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