Vermischtes
Psychische Erkrankungen in Berlin erstmals führend bei AU-Tagen
Dienstag, 21. Februar 2023
Berlin – Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben in Berlin und Brandenburg in den ersten beiden Pandemiejahren weiter zugenommen. Erstmalig entfielen 2021 in Berlin sogar die meisten Fehltage auf psychische Erkrankungen. Das ist eines der Ergebnisse des heute vorgelegten länderübergreifenden Gesundheitsberichts für die Jahre 2019 bis 2021.
Mit 363,9 Tagen Arbeitsunfähigkeit (AU) je 100 Versichertenjahre lag die AU-Häufigkeit von psychischen Erkrankungen in Berlin zum ersten Mal vor Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (360,3 AU-Tage je 100 Versichertenjahre). In Brandenburg folgen psychische Erkrankungen (421,9) auf Muskel-Skelett-Erkrankungen (575,1).
Insgesamt ist der Krankenstand in der Region laut den Daten des Berichts gesunken und lag 2021 in Berlin bei 4,6 Prozent und in Brandenburg bei 6,3 Prozent. Berlin verzeichnete dabei einen Krankenstand deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, Brandenburg hingegen darüber.
Rückläufig war in beiden Bundesländern insbesondere die Krankschreibungshäufigkeit, während die durchschnittliche Länge der Krankschreibungen anstieg. Insbesondere im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie gab es deutlich mehr längere und weniger kurze Krankschreibungen. Im Jahr 2021 waren die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg insgesamt betrachtet durchschnittlich 19,4 Tage krankgeschrieben.
Der Rückgang des Krankenstandes 2020 und 2021 ist in fast allen Branchen und Berufsgruppen sichtbar. Besonders stark ist er dort, wo die berufliche Tätigkeit auch aus dem Homeoffice heraus erfolgen konnte. In Branchen wie dem Gesundheits- und Sozialwesen ist der Krankenstand jedoch gestiegen.
Das Gesundheits- und Sozialwesen weist laut den Daten die mit Abstand höchste Zahl an Fehltagen aufgrund von COVID-19 auf. Dass in den Gesundheitsberufen 2020 und 2021 auch die meisten anerkannten Berufskrankheiten zu verzeichnen sind, ist ebenfalls auf COVID-19 zurückzuführen. Bei den Gesundheitsberufen war in beiden Bundesländern zudem eine deutliche Zunahme bei Verrentungen aufgrund von Erwerbsminderung sichtbar.
Im Bericht heißt es dazu, den von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffenen medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier sei das Krankheitsgeschehen schon in früheren Berichten auffällig gewesen und habe bereits vor der Pandemie auf große bestehende Belastungen hingewiesen.
„Mit dem aktuellen Bericht haben die Partner des länderübergreifenden Gesundheitsberichts es ermöglicht, das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen während der COVID-19-Pandemie detailliert auszuwerten“, sagte Ulrike Gote (Grüne), Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin.
Man werde die Auswertung zum Anlass nehmen, gemeinsam mit den Akteuren des Gesundheitsmanagements in den Betrieben psychischen Erkrankungen von Arbeitnehmern sowie den Folgen von Long COVID entgegenzuwirken. Zudem solle die berufliche Wiedereingliederung Betroffener gestärkt werden. © aha/aerzteblatt.de

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