Politik
Ampel gegen Wiedereinführung der Praxisgebühr
Freitag, 17. März 2023
Berlin – Bezüglich einer besseren Patientensteuerung, um vorhandene Ressourcen besser zu nutzen, ist eine Wiedereinführung der Praxisgebühr nicht sinnvoll. Das sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner beim Fachärztetag des Spitzenverbands der Fachärzte (Spifa).
Man müsse insbesondere Doppeluntersuchungen vermeiden, etwa mit dem geplanten Einsatz der elektronischen Patientenakte (ePA). Wagner antwortete damit auf die Anregung eines Teilnehmers des Publikums, der bemängelte, dass die Praxisgebühr 2013 abgeschafft worden sei.
Wagner, selbst Kinderarzt in Weiterbildung, halte hingegen das Hausarztmodell, das in einigen Regionen erprobt werde, für gut. Damit würden Hausärztinnen und Hausärzte einen stärkeren Anreiz erhalten, um quasi als Lotsen in der Gesundheitsversorgung zu fungieren und Patienten besser steuern. Die Rückmeldungen, die Wagner davon erhalte, seien positiv.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge, sprach sich ebenso dafür aus, die Patientensteuerung eher über die Hausärzte zu gestalten. Er wolle aber nicht die freie Facharztwahl einschränken. Allerdings gingen die Deutschen im internationalen Vergleich sehr oft zum Arzt, deshalb müsse man im System die Sensibilität für die Eigenverantwortung erhöhen und dürfe die Kosten nicht aus dem Ruder laufen lassen.
Der Spifa-Vorsitzende Dirk Heinrich äußerte hingegen große Zweifel, dass die Hausärzteschaft rein zahlenmäßig eine hausarztzentrierte Versorgung leisten könnte, ohne ein Nadelöhr zu schaffen. Er berichtete von häufig jungen Patienten in seiner HNO-Praxis, die aufgrund einer chronischen Erkrankung zu ihm kämen, aber sonst keine Erkrankung hätten und deshalb auch keinen Hausarzt bräuchten.
„Ohne eine finanzielle Beteiligung der Patientinnen und Patienten werden wir nicht davonkommen“, so Heinrich. Sonst habe der Wert eines Arztbesuchs keinen Wert mehr und man könne alles in Anspruch nehmen, ohne über den Ressourcenverbrauch nachzudenken.
Entsprechende Beträge könnten digital eingezogen und verarbeitet werden, um möglichst Verarbeitungsgebühren zu sparen, regte Heinrich an. „Ich glaube wir kommen nicht drum herum, das irgendwann einzuführen.“ © cmk/aerzteblatt.de

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