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Medizin

Gelöschte Gendaten beleben Diskussion über den Ursprung von SARS-CoV-2

Montag, 20. März 2023

Wuhan, China/picture alliance, Anna Ratkoglo

Genf – Auf dem Feinkostnassmarkt in Wuhan wurden offenbar doch Säugetiere gehandelt, die als Überträger von SARS-CoV-2 infrage kommen. Aus den metagenomischen Daten, die Mitarbeiter von „China CDC“, der obers­ten Gesundheitsbehörde des Landes, zwischenzeitig auf der Plattform GISAID hinterlegt hatten und dann wieder löschen ließen, geht weiter hervor, dass die Tiere mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Dies stützt die Hypothese von einem zoonotischen Ursprung der Pandemieviren.

Die Evolutionsbiologin Florence Débarre vom „Centre national de la recherche scientifique“ (CNRS) in Paris war nach eigener Aussage bei Recherchen zufällig auf die genetischen Daten gestoßen. Sie hatte dann andere Forscher informiert und in der vergangenen Woche beschäftigte sich auch die „Scientific Advisory Group for the Origins of Novel Pathogens“ (SAGO) der Weltgesundheitsorganisation mit dem Thema.

Bei den Daten handelt es sich um Ergebnisse einer metagenomischem Analyse, mit der sich in Umweltproben enthaltene Mikroorganismen klassifizieren lassen. In den Proben, in denen SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde, waren auch genetische Spuren von Marderhunden, dem malaysischen Stachelschwein und Bambusratten und weiteren Säugetieren enthalten. Einige dieser Tiere können Coronaviren übertragen. Sie gelten als möglicher Zwischenwirt von SARS-CoV-2.

Die Daten waren von dem ehemaligen Leiter von „China CDC“, dem Virologen George Gao, auf GISAID gepostet worden. Sein Team hatte in den drei Monaten nach der Schließung des Marktes in Wuhan am 1. Januar 2020 Abstriche von zahlreichen Oberflächen, aber auch organische Proben (Tierkörper, gefrorene Tierkadaver und Tierprodukte sowie streunende Tiere) untersucht.

Im Februar des vergangenen Jahres hatten die Forscher ein Manuskript auf Research Square, dem Online-Ser­ver von Nature, veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass 73 von 923 Umweltproben von verschiedenen Stän­den und Abwassersystemen Gene von SARS-CoV-2 enthielten.

In 457 getesteten Tierproben waren dagegen niemals Viren nachgewiesen worden. Die Proben stammten von 18 Tierarten. Marderhunde gehörten laut dem Preprint nicht zu den getesteten Tieren. Die Ergebnisse waren später Grundlage für die Behauptung chinesischer Behörden, dass die auf dem Markt entdeckten Viren von Besuchern dorthin eingeschleppt wurden.

Eine Abbildung im Preprint (Fig 4.) hatte laut einem Bericht in Science jedoch das Misstrauen anderer Exper­ten geweckt. Dass Gao jetzt Daten veröffentlichte, die auf die DNA verschiedener Tierarten hindeutet, könnte bedeuten, das der Forscher sein Manuskript in diesem Punkt nachgebessert hat. Ob dies der Fall ist, wird die endgültige Publikation zeigen, wenn sie denn erscheinen sollte.

Der Status des Preprints war in den vergangenen Wochen von „posted” auf “under review” geändert worden, was auf eine bevorstehende Publikation hinweist. Eine Vermutung ist, dass Gao die Daten als Voraussetzung für die Publikation in GISAID hinterlegt hat. Warum sie wieder gelöscht wurden, ist unklar. Laut GISAID erfolgte dies auf Antrag der chinesischen Forscher.

Auf der Tagung der SAGO haben Mitarbeiter von China CDC bestätigt, dass die Daten existieren und im Zusammenhang mit der anstehenden Publikation von Gao und Mitarbeitern stehen.

Dass auf dem Markt in Wuhan mit Marderhunden gehandelt wird, zeigt auch eine Fotografie aus dem Jahr 2014. China hat das anfangs bestritten. Inzwischen wurde ein Handel eingestanden, der aber illegal gewesen sei. © rme/aerzteblatt.de

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